(ots) - So erfreulich es auch ist, dass Minister(innen) die
Probleme des Landes inzwischen ansprechen und also offenbar erkannt
haben: Wenn Symbolpolitik (oder gar nichts) folgt, reicht das nicht -
egal, ob es um Mini-Renten, Frauenquoten, Bildungspakete oder
Familienpflege geht. Darauf kann man sich leicht einigen. Schwieriger
ist zu klären, was denn angemessen wäre. Zum Beispiel in Bezug auf
Kristina Schröders Pflege-Auszeit. Da fordern die Kritiker einen
unbeschränkten Rechtsanspruch des Arbeitnehmers und
Ausgleichszahlungen durch den Staat. Die der bei den Banken
einkassiert? Eher nicht. Und wie sinnvoll ist es, wenn gut
ausgebildete Angestellte in Zeiten des Fachkräftemangels jahrelang
ausfallen? Pflegezeit also nur für Ungelernte, die im eigenen Job
weniger verdienen als Profi-Pfleger? So ist es heute. Und so kann es
nicht bleiben. Nicht in den Heimen und nicht in den Privathaushalten,
die ohne illegale osteuropäische Hilfskräfte verzweifeln müssten. Was
helfen könnte, wären der Aufbau von Nachbarschafts-Netzwerken, in
denen zum Beispiel fitte Alte weniger fitte unterstützen, der Ausbau
qualifizierter ambulanter Betreuung und eine angemessene Wertung der
Demenz in der ohnehin unzureichenden Pflegeversicherung. Das wird
Geld kosten, das jetzt schon anderswo fehlt. Aber die Menschenwürde
darf nicht ab einem gewissen Lebensalter oder unterhalb bestimmter
geistiger Fähigkeiten beschränkt werden. Und die Angehörigen? Für die
gilt nichts anderes als für Eltern: Die Arbeitswelt muss so gestaltet
werden, dass Familie und Beruf in allen Lebensphasen ohne ständige
Überforderung vereinbar sind. Vielen Firmen ist das bereits klarer
als ihren Interessenverbänden.
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