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BERLINER MORGENPOST: Ein Kandidat von Gnaden
Hajo Schumacherüber die Kür von Peer Steinbrück zum Herausforderer von Angela Merkel

ID: 732258

(ots) - So, nun ist es raus. Peer Steinbrück wird die SPD
in den Bundestagswahlkampf führen. Der Kopilot der großen Koalition,
den Deutschen als krisenfester Navigator während der
Finanz-Turbulenzen 2008 in Erinnerung, fordert seine damalige Chefin
heraus. Eine spannende Konstellation: ein Sozialdemokrat mit
ökonomischem Hintergrund gegen die Christdemokratin mit sozialem
Touch - das Duell erinnert an Schröder/Kohl 1998. Als eine Art
Schröder zwo soll Steinbrück Wähler der Mitte anlocken. Der
Unterschied: Dem zur Besserwisserei neigenden Steinbrück, der das
SPD-Kernland Nordrhein-Westfalen verlor, fehlt das Wahlkampf-Talent
des Altkanzlers. An Merkel hingegen haben sich die Deutschen offenbar
noch nicht so sattgesehen wie seinerzeit an Kohl. Schröder hatte mit
Lafontaine zudem den perfekten Hütehund für die Traditionalisten an
seiner Seite. Eine frühe Nominierung werde jeden Kandidat
verschleißen, lautete bisher das Dogma. Falsch. Der in der SPD
relativ einsame Steinbrück wird die kommenden zwölf Monate brauchen,
um Ortsverein für Ortsverein zu erobern. Mehr noch als Frank-Walter
Steinmeier steht der kühle Norddeutsche für das Spaltungs-Trauma der
Ära Schröder/Lafontaine, die in der Abspaltung der Linkspartei
gipfelte. Nur eine mobilisierte und geschlossene SPD aber wird in
einem unübersichtlichen Sechs-Parteien-Arrangement eine rot-grüne
oder rot-grün-gelbe Koalition zustande bekommen. Dass Steinbrücks
Wahlkampf vor allem auf den eigenen Laden zielt, beweist sein
forsches Bankenpapier. Hier trifft der einstige Finanzminister die
frühere Chefin zugleich an ihrer empfindlichsten Stelle: Weder die
CDU noch ihre Vorsitzende haben viel ökonomische Kompetenz zu bieten.
Und die in der Finanzkrise versprochenen Zähmungen der Geldwirtschaft
hat die Kanzlerin auch vergessen. Steinbrück ist kein Kandidat der




Herzen, sondern Resultat einer Negativauslese. Die Rivalen haben
zurückgezogen. Sigmar Gabriel schätzt seine Chancen realistisch ein.
Der Jüngste der drei wartet auf die Zeit nach den Stones.
Frank-Walter Steinmeier stecken die 23 Prozent von 2009 noch in den
Knochen. Sein Verzicht eröffnet dem besonnenen Machtmanager die
Chance, zum Schäuble der SPD zu werden. Er hat Schröder gedient, sich
als Kandidat geopfert, Opposition organisiert. 2013 könnte er in
einer SPD-geführten Regierung erneut Kanzleramtsminister werden oder
im Kampf gegen Gabriel um den Fraktionschefposten obsiegen. Fest
steht: Steinbrück ist ein Kandidat von Gnaden Dritter. Gut möglich,
dass der Mann dennoch die beste Wahl ist. Sollte sich die Konjunktur
eintrüben, ein harter Winter das Stromnetz überlasten, die Merkelsche
Euro-Politik sich als dauerhaft instabil erweisen, dann träfe der
Typus Steinbrück womöglich exakt ins emotionale Zentrum der Deutschen
- der Angst um den Wohlstand. Der Wahlkampf 2013, so viel steht fest,
wird eine Schlacht um den Kleinsparer. Und völlig offen ist, ob die
Deutschen eher dem Typus Mutti oder dem Modell Sparkassenleiter
vertrauen.



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Ein Kommentar von Anja Clemens-Smicek
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Datum: 28.09.2012 - 19:18 Uhr
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