(ots) - Ja, es gibt ein Foto, das den zukünftigen
Bundespräsidenten lächelnd zwischen dem umstrittenen
Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer und seiner Lebensgefährtin
Veronica Ferres zeigt. Ja, Joachim Gauck hat sich seinerzeit über
Thilo Sarrazins krude Integrations-Thesen geäußert, vielleicht ohne
sich deutlich genug von ihnen zu distanzieren. Und ja, der Mann lebt
seit zwölf Jahren in wilder Ehe. Ein Skandal? So ein Quatsch! Gauck
ist noch nicht im Amt - er ist noch nicht einmal gewählt -, schon
steht er am öffentlichen Pranger. Heuchler aus Politik (und Medien)
überschütten den Kandidaten mit gespielter Empörung. Vor Jahren
ausgesprochene Zitate werden aus dem Zusammenhang gerissen, sein
Privatleben wird ins Rampenlicht gezerrt, das Internet verkauft
Einzelmeinungen als Nachrichten, ohne dass sie einer Überprüfung
unterzogen werden, weil der nächste Blogger, der nächste Twitterer
und der übernächste Onliner bereits die neueste "Meldung" in die Welt
blasen müssen. Tempo vernichtet Sorgfalt. Die Medien sind nicht über
alle Kritik erhaben. Sie haben gerade erst damit begonnen, ihre Rolle
in der "Affäre Wulff" zu analysieren. Nicht alle Vorwürfe im
Zusammenhang mit der Berichterstattung über den ehemaligen
Präsidenten sind unberechtigt, obwohl die "vierte Gewalt" unter dem
Strich ihre Aufgabe erfüllt hat. Zurückhaltung ist nun das Gebot der
Stunde. Von einigen Politikern können wir diese Tugend leider nicht
erwarten. Gauck solle sein Privatleben ordnen, damit "keine
Angriffsfläche" geboten werde, sagt CSU-Mann Geis - und schafft damit
eben diese. Joachim Gauck wird Bundespräsident. Am 18. März. Lasst
den Mann in Ruhe sein neues Amt antreten!
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