PresseKat - BERLINER MORGENPOST: Ein Kraft-Akt für Sigmar Gabriel - Leitartikel

BERLINER MORGENPOST: Ein Kraft-Akt für Sigmar Gabriel - Leitartikel

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(ots) - Zu den Eigenarten der Politik gehört der flexible
Gebrauch von Haltungen. Den Bürger irritiert seit jeher der spontane
und nicht immer nachvollziehbare Wechsel von Meinungen und Allianzen.
Zum Beispiel Sigmar Gabriel: Bis vor drei Wochen beschrieb der
SPD-Chef die Bundeskanzlerin als Garantin für den Niedergang
Deutschlands. Seit die Aussicht auf Mitregieren besteht, ist aus dem
Monster Merkel plötzlich die Partnerin Angela geworden. Die Liaison
bedeutet allerdings weniger eine Angelegenheit des Herzens, sondern
vielmehr kalte Strategie, die bei der Kanzlerin durchaus auf
Gegenliebe stoßen dürfte.

Der Grund für die plötzliche pragmatische Sympathie ist die
gemeinsame Feindin, die sich langsam aus dem Dunst des Ruhrgebiets
erhebt: Hannelore Kraft. Die mächtige Ministerpräsidentin steht für
den größten Landesverband der SPD, gegen den selbst der
Parteivorsitzende nicht ankommandieren kann. Mit dieser Machtfrau
darf sich auch Angela Merkel künftig herumärgern. Über den Bundesrat
wird Hannelore Kraft, erklärte Gegnerin einer großen Koalition in
Berlin, hör- und streitbar mitregieren. So bekommt der notorische
Quertreiber aus Bayern auf der roten Seite des politischen Spektrums
gleichsam sein Spiegelbild. Kraft, die rote Seehoferin, steht
immerhin für ein sattes Fünftel aller Deutschen.

Wie der bayerische Ministerpräsident hat auch die Kollegin in NRW
begriffen, dass eine habituelle Ablehnung von "denen da in Berlin"
eine zuverlässige Gewinnerposition bedeutet. Entweder lässt man sich
Zustimmung teuer abkaufen oder opponiert einfach so, um öffentlich
die eigene Bedeutsamkeit zu zelebrieren.

Paradox, aber wahr: Im Falle einer schwarz-roten Koalition wird
weniger die Bundestagsopposition in Gestalt von Gregor Gysi oder den
Grünen als Gegenspieler der Regierung wahrgenommen, sondern vielmehr




die mächtige NRW-Frau. Geht es beispielsweise um die überfällige
Rentenform, würde Hannelore Kraft sich sehr viel eindrucksvoller als
Vizekanzler Gabriel via Veto im Bundesrat zum sozialen Gewissen der
Republik aufschwingen können. Die große Koalition schenkt Hannelore
Kraft gewaltige bundespolitische Macht, die sie wiederum automatisch
in die Rolle der nächsten Herausforderin hievt. Die Gewinnerin einer
großen Koalition steht also bereits fest.



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Datum: 12.10.2013 - 19:05 Uhr
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