(ots) - Experten: Deutsches Bildungssystem trivialisiert
Lesenlernen
Massive Defizite bei Auszubildenden festgestellt
Osnabrück.- Die Osnabrücker Professoren Christina Noack und
Thomas Bals sehen in dem schlechte Abschneiden der deutschen
Erwachsenen bei der Lesekompetenz im Rahmen der PIAAC-Studie eine
Folge der Trivialisierung des Lesenlernens im deutschen
Bildungssystem. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung"
(Mittwoch) sagten die beiden Experten: "Im deutschen Bildungssystem
ist es Tradition, das Lesenlernen zu trivialisieren und den Schülern
weitgehend selbst zu überlassen, anstatt gerade diese
Schlüsselkompetenz zum vordersten Bildungsziel zu machen."
Die beiden Wissenschaftler am Institut für Germanistik der
Universität Osnabrück hatten 2011 und 2012 eine Untersuchung zur
Lesekompetenz von Auszubildenden durchgeführt. Dabei haben sie nach
eigenen Angaben zum Teil massive Lesekompetenzdefizite festgestellt.
"46 Prozent der Auszubildenden in technischen Berufszweigen sind
nicht über die erste von insgesamt drei Kompetenzstufen
hinausgekommen, lediglich ein Prozent hat die dritte Kompetenzstufe
erreicht", so die Experten.
Noack und Bals forderten deshalb, Lesekompetenz von der ersten
Klasse an über die gesamte Schulzeit hinweg fortwährend zu fördern,
zu trainieren und zu festigen. "Was in den ersten Jahren misslingt,
ist später nur mühsam oder kaum wieder aufzuholen", betonten sie.
Dies gelte auch für die Förderung digitaler Fähigkeit, die noch kein
verbindlicher Unterrichtsgegenstand ist.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207