PresseKat - Mittelbayerische Zeitung: In Taka Tuka Land - Angela Merkel macht sich die Welt, wie sie ihr gefäll

Mittelbayerische Zeitung: In Taka Tuka Land - Angela Merkel macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt - weil sie es kann. Von Christian Kucznierz

ID: 946587

(ots) - Als SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles
unlängst im Bundestag das Pipi-Langstrumpf-Lied zum Besten gab, war
das als Spott auf die Bundesregierung gedacht: "Ich mache mir die
Welt / widde widde wie sie mir gefällt", lautete die Zeile, die sie
mehr schlecht als recht ins Mikrofon sang. Das Dumme ist nur: Das ist
gar kein Spott. Das ist die Methode, mit der die Union regiert. Und
das erfolgreich. Wer das nicht glauben möchte, braucht nur ein paar
Tage zurückzublicken: Horst Seehofer hat vor allem dadurch seiner CSU
zum Sieg verholfen, dass er reichlich wenig mit Prinzipien am Hut
hat. Richtig ist, was Erfolg verspricht. Und das ist, was die Bürger
gerne hätten. Wenn das einmal von dem, was in Parteiprogrammen oder
Koalitionsvereinbarungen steht, abweicht: Was soll's? Seehofer
vorzuwerfen, er sei Populist, weil er das macht, was opportun ist,
funktioniert nicht. Er findet es sogar gut, als Populist bezeichnet
zu werden. Der Erfolg hat ihm Recht gegeben. Und am Ende ist die Welt
in Bayern so geworden, wie sie ihm gefällt. Widde widde wie. Und die
CDU-Vorsitzende? Merkel mag weniger sprunghaft sein als der CSU-Chef.
Aber ihr Prinzipientreue zu unterstellen, wäre schlicht falsch. Der
konservative Markenkern der CDU ist mittlerweile darauf
zusammengeschrumpft, dass sie die völlige Gleichstellung
gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ablehnt. Immerhin. Merkel hat
die CDU von einst in eine Art Villa Kunterbunt verwandelt. Sie hat
ihr ihren Stempel aufgedrückt, ohne Rücksicht auf Verluste bei
Personal oder konservativer Klientel. Die Union ist irgendwie alles,
ohne wirklich etwas zu sein. Sie hat für die Bürgerlichen ähnlich
viel im Gepäck wie für manche gemäßigt linke Wähler. Wie bei der
rautenförmigen Handhaltung der CDU-Vorsitzenden trifft sich alles in
der Mitte und ruht dort. Die Welt, wie sie ihr gefällt, hat Merkel




sich vier Jahre lang vielleicht hart erkämpft, aber sie ist
angekommen. Wer spielt denn noch eine Rolle außer ihr? Kein
Außenminister, der international so eine Bedeutung hat wie sie, kein
Finanzminister, der nicht beim nächsten Gipfel im Schatten der
Kanzlerin auftritt. Merkel regiert derart präsidial, dass man sich
manchmal fragt, warum wir noch einen Bundespräsidenten haben. Wer
nach dieser Legislaturperiode zurückblickt, wird vor allem eine
sehen: die Kanzlerin. Das wird so bleiben. Die SPD wird kämpfen bis
zum Schluss, weil sie das muss. Aber ohne die Linke wird sie nicht an
die Macht kommen. Dass die Genossen sich diesen Wort- und Genickbruch
antun, glauben vor allem konservative Scharfmacher. Mindestens die
Hälfte der SPD-Wähler und -Mitglieder wird das nicht mitmachen.
Merkel dürfte im Kanzleramt bleiben, wahrscheinlich sogar mit der
FDP. So bitter die Erfahrung für die Liberalen auch ist: Die Klatsche
in Bayern am vergangenen Sonntag wird dazu führen, dass sie kommenden
Sonntag ein besseres Ergebnis erfährt, als gedacht. Die
Zweitstimmenkampagne mag bei CDU und CSU unbeliebt sein. Sie wird
zumindest bei einem Teil der Wähler verfangen. Mitleid ist nach so
einer Erfahrung wie im Freistaat ebenfalls ein nicht zu
unterschätzender Faktor in der Wahlkabine, zumal in einer Zeit, in
der immer mehr Wähler erst kurz vor dem Wahltag ihre Entscheidung
treffen. Die SPD spricht mit "mehr Gerechtigkeit" ein wichtiges Thema
an, aber es greift ganz offensichtlich nicht in einer Zeit, wo es den
meisten gefühlt gut geht - weil sie glauben, dass die Kanzlerin auf
sie aufpasst. Und hat nicht auch die Union ein paar soziale
Wärmekissen im Programm, die ziemlich ähnlich denen der Opposition
sind? Ja. Zumindest, wenn man nicht genau hinsieht. Und das tun viele
nicht. Hierin liegt die wahre Meisterleistung der Union. Sie hat es
geschafft, sich an den Rändern so auszufransen, dass ihre Kontur
unscharf geworden ist. Somit könnte sie eigentlich jeder wählen. Sie
ist so aufnahmefähig geworden, dass selbst mancher Schwamm neidisch
würde. Anders ausgedrückt: Sie hat sich die (Wähler-) Welt gemacht,
widde widde wie sie ihr gefällt.



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Datum: 17.09.2013 - 21:54 Uhr
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