(ots) - In Bayern ticken die Uhren möglicherweise anders,
aber die Zeit wird auch dort in Stunden gemessen. Dass das
Wahlergebnis vom Wochenende also ganz und gar nichts mit der
Bundestagswahl in einer Woche zu tun hat, ist deshalb nicht ganz
richtig. Beide große Lager müssten das Wahlergebnis eigentlich als
letzte Warnung betrachten. Das schwarz-gelbe Regierungslager, weil
das Scheitern der Liberalen in Bayern in der bundesweiten
Anhängerschaft durchaus panische Reaktionen auslösen kann. Aus genau
diesem Grund folgt nun der Bremsversuch der CDU-Oberen. Keine Stimmen
an die FDP zu verschenken, warnen sie, die am Ende der Union fehlen
könnten. Das ist das Fatale an der Demokratie - dass man Wähler nicht
abgezählt an die Urnen schicken darf. So kann eine Überdosis an
Stimmen für die FDP zwar deren Leben retten, aber der CDU zum
Verhängnis werden. Mit dem Ergebnis, dass die Union sich einen
anderen Partner suchen müsste. Auch die SPD ist gewarnt. Für sie, die
sich angewöhnt hat, jeden vermiedenen Absturz als Erfolg zu feiern,
war die Wahl in Bayern letztes Indiz, dass ihre Pläne gescheitert
sind. Nach dem Jubel wird sie sich etwas einfallen lassen müssen. Das
gilt auch für die Grünen, denn nur ein Wunder kann noch Rot-Grün zum
Leben erwecken. Klar, so etwas soll es geben, aber darauf warten
sollte man nicht. Erst recht nicht in der Politik. Es sei denn, man
hielte eine Große Koalition für ein Wunder. Die kann man praktisch
herbeiwarten.
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