(ots) - Der Kanzlerkandidat der SPD reckte auf die Frage,
wie er Verballhornungen seines Vornamens finde, eine klare Antwort
empor - den Stinkefinger. Die Regel dieses speziellen Interview-Typs
besagt, dass der Befragte nur mit Gesten antworten darf. Insofern hat
Steinbrück genau das getan, was das Land von ihm erwartete: Kante
gezeigt.
Dass das Bild auf dem Titel landete war Steinbrück ebenso wurscht
wie der Versuch seines Sprechers, das Foto zu verhindern. Und er hat
völlig Recht.
Seit seiner Kandidatur werde ihr Mann in einer widerwärtigen Art
verzeichnet, hat Gertrud Steinbrück unlängst beklagt. Das mediale
Geiern nach der nächsten Panne hatte ja tatsächlich pathologische
Züge angenommen. Peer Steinbrück gebührt Dank für sein Restzucken der
Normalität, der Ironie, die offenbar doch in ihm wohnt.
Mag Steinbrücks Stinkefinger auch einer speziellen Frage gegolten
haben, so darf man den Hinweis durchaus etwas globaler verstehender.
Der Finger kam von Herzen und war einer für alle: für die illoyale
Parteiführung, die hysterischen Medienwelt, den politischen Gegner.
Da hat sich einer Luft gemacht, der ohne diese Kandidatur eine halbe
Million mehr an Vortragshonoraren kassiert hätte, mit seiner Gertrud
jederzeit Scrabble spielen oder seine historischen Schiffsmodelle
abstauben könnte. Ob er Kanzler kann? Ob er Kanzler will? Das weiß
Peer Steinbrück wahrscheinlich selbst nicht so genau. Ob der Finger
nun die entscheidenden Prozente bringt, einige Krümel kostet oder am
Ende völlig egal ist - wer weiß das schon. Die gute Nachricht lautet:
Peer Steinbrück hat den Irrsinn namens Wahlkampf erstaunlich lässig
überlebt.
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