(ots) - Da mag Spitzenkandidat Rainer Brüderle noch so
sehr säuseln, dass der Besuch der FDP-Führung bei Helmut Kohl kein
unfreundlicher Akt gegen Angela Merkel und die CDU gewesen ist.
Insbesondere die Wirkung der Bilder dürfte eine andere sein: Der
Altkanzler leistet Schützenhilfe. Das bleibt als Botschaft der Visite
hängen. Brüderle und Rösler freuen sich diebisch darüber, dass
offenbar aus Sicht Kohls vor allem die Liberalen die wahren
Verfechter bürgerlicher Politik sind. Jedenfalls gibt es in diesem
Wahlkampf keine Fotos mit Merkel im Oggersheimer Garten oder
wohlwollende Worte Kohls für seine Nachfolgerin. Es ist der Kampf um
die Zweitstimme, den Brüderle und Rösler jetzt mit aller Macht
führen. Helmut Kohl, ob er das selbst gewollt hat oder nicht, soll
dabei mithelfen. Die Frage ist nur, inwieweit sein Auftritt der
Koalition nutzt. Unentschlossene Wähler lassen sich mit Kohl schon
lange nicht mehr mobilisieren. Spätestens seit der Spendenaffäre.
Der Altkanzler forciert mit seiner Parteinahme - wenn
überhaupt - lediglich den Stimmenaustausch von Union in Richtung
Liberale. Der FDP ist das einerlei, Hauptsache es hilft ein wenig,
ihren Einzug in den Bundestag zu sichern. Angela Merkel kann das aber
nicht egal sein. Längst fürchtet die Kanzlerin ja den
Niedersachseneffekt. Soll heißen, ein Teil der eigenen Leute ist am
Wahltag schlecht mobilisiert, während andere womöglich ihr Kreuzchen
bei der FDP machen. Und schon ist die Macht weg. Deswegen jetzt auch
die Kampagne gegen eine rot-rot-grüne Gefahr und für die Zweitstimme
zugunsten der Union . Inhaltlich hat der Besuch bei Kohl
übrigens wieder einmal bewiesen: Der Altkanzler hat seine großen
Verdienste, aber inzwischen auch eine ganz eigene Sicht auf die
Dinge. Manchmal sogar eine eigenartige.
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