(ots) - Wenige Tage vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres
am 2. September konnten die ambulanten und stationären
Pflegeeinrichtungen im Bundesverband privater Anbieter sozialer
Dienste (bpa) Thüringen die Zahl der Plätze auf rund 140 steigern.
Das sind 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Weitere offene Stellen
konnten nicht besetzt werden; zudem fehlen Hunderte von Fachkräften.
Auch bei der Finanzierung der Pflege, dem Abbau der Bürokratie und
dem Image des Pflegeberufs sieht der bpa Nachholbedarf.
Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt bis 2030 um eine Million auf
rund 3,4 Millionen. Die Landesvorsitzende des bpa Thüringen, Margit
Benkenstein, fordert mehr Willen zum Erfolg: "Es fehlt nicht an
Bündnissen, Gipfeln und Absichtserklärungen. Das Tempo muss erhöht
werden. Aktuell fehlen bundesweit Zehntausende Pflegefachkräfte. Zu
viele Ansätze versanden in den Mühlen der Bürokratie."
Als Bremsklötze nennt Benkenstein ungleiche Anforderungen in den
Ländern an das Sprachniveau ausländischer Fachkräfte, die
unterschiedliche Praxis der Anerkennung von Abschlüssen oder die
schleppende Bearbeitung von Umschulungsanträgen in Thüringen.
Jüngstes Beispiel sei die verkürzte Umschulung von erfahrenen
Altenpflegehelfern zu Pflegefachkräften: "Das zuständige
Landesverwaltungsamt in Weimar schaffte es nicht rechtzeitig, die
Voraussetzungen Einzelner zu prüfen, so dass diese Personen für das
Ausbildungsjahr verloren sind."
Die angestoßenen Reformen der Bundesregierung - das
Pflegeneuausrichtungsgesetz, die Beitragserhöhung um 0,1 Prozent oder
private Zusatzversicherungen - bezeichnete Benkenstein nur im Ansatz
als richtig. Die nächste Bundesregierung käme nicht darum herum, die
Beiträge zur Pflegeversicherung stärker zu erhöhen.
Im Fall von Ostdeutschland forderte sie die Thüringer
Spitzenpolitiker auf, sich dafür einzusetzen, dass die Pflegekassen
die Pflegesätze an die im Westen anpassen. "Wenn die Sätze für
dieselben Leistungen beispielsweise in Thüringen bis zu 30 Prozent
unter denen in Hessen liegen, muss sich keiner über Abwanderung
wundern. Auch ausländische Fachkräfte haben dann kein Interesse, sich
hier niederzulassen."
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa)
bildet mit mehr als 8.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen (davon fast
200 in Thüringen) die größte Interessenvertretung privater Anbieter
sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Einrichtungen der
ambulanten und (teil-)stationären Pflege, der Behindertenhilfe und
der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft sind im bpa
organisiert. Die Mitglieder des bpa tragen die Verantwortung für rund
245.000 Arbeitsplätze und circa 18.900 Ausbildungsplätze. Das
investierte Kapital liegt bei etwa 19,4 Milliarden Euro.
Pressekontakt:
Thomas Engemann, bpa-Landesbeauftragter, Tel.: 0361/653 86 88,
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