(ots) - Nachdem in München dokumentiert ward, was sich
auf dem Rindermarkt Dramatisches abgespielt hatte, schaute der Platz
aus wie immer. Dennoch werden ein paar Bilder länger in den Köpfen
bleiben. In einer sehr wohlhabenden Stadt, unweit vom
Viktualienmarkt, wo sich alles zum Essen kaufen lässt, was gut und
teuer ist, drohten sich Asylanten aus sehr armen und extrem
instabilen Ländern zu Tode zu hungern, um als politisch Verfolgte
anerkannt zu werden. Unterstützt wurden sie dabei von einem Sprecher,
der so tat, als seien die Schicksale der Flüchtlinge mit dem eines
RAF-Terroristen vergleichbar. In der Sache haben sich die
Flüchtlinge keinen Gefallen getan. Die Forderungen waren, wie "Pro
Asyl" es ausdrückte, "dramatisch und falsch". Und richtig bleibt
wohl: es kann und darf sich ein Rechtsstaat so nicht erpressen
lassen.
Andererseits ist es nicht der richtige Zeitpunkt, jetzt - wie
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann - zu verlangen, dass
"Abschiebungen mit Nachdruck" umgesetzt werden müssten. Auch das
markige Auftreten der Sozialministerin Christine Haderthauer, die
witterte, es beanspruche jemand "Vorzugsbehandlung", war nicht
angemessen. Der Streik hat deutlich werden lassen, dass Leid falsch
instrumentiert werden kann, aber auch, dass es Leid gibt, von dem wir
uns keinen Begriff machen.
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