(ots) - Wenn das mal nicht wieder schiefgeht. Sparsamkeit,
geschärft durch die Kostenexplosion in Schönefeld, ist zwar angesagt,
wenn es in Berlin um die Fliegerei geht. Die wird notgedrungen noch
immer zu zwei Dritteln in Tegel abgewickelt. Doch der stadtnahe
Lieblingsairport der Berliner ist grenzwertig belastet. An jedem Tag
mehr als 300 Flugbewegungen, die Haustechnik aus den 70er-Jahren
zunehmend störanfällig, und ein Service für die Fluggäste aus aller
Welt, der nicht nur auf den maroden Toiletten zum Himmel stinkt. Eine
Ertüchtigung von Tegel ist also unabweisbar. Vor der Sitzung des
Aufsichtsrats war davon die Rede, dass wohl 30 bis 50 Millionen Euro
nötig wären, um Tegel für die nächsten mindestens zwei Jahre flug-
und passagiertauglich zu halten. Nun hat der Aufsichtsrat mit seinem
neuen Chef Matthias Platzeck beschlossen, dass zehn bis 20 Millionen
Euro reichen müssen. Ob damit die gesamte am Rande des Kollapses
taumelnde Infrastruktur am Laufen zu halten ist, bleibt eher
fraglich. Berlin darf sich aber neben der Ruine BER nicht auch noch
einen kollabierenden Flughafen erlauben. Mit der gestern genehmigten
Summe sind große Erweiterungsbauten vom Tisch. Die hatte sich vor
allem Air Berlin für sein TerminalC erhofft. Weil größere Bauarbeiten
vermutlich zu weiteren Behinderungen für Flugzeuge und Passagiere
geführt hätten, ist die Absage naheliegend. Damit ist zugleich der
Weg frei für die volle Konzentration auf den Erhalt der
Funktionsfähigkeit. Die ist überfällig, weil in Erwartung der
Schließung von Tegel in den letzten Jahren "auf Verschleiß" gefahren
wurde. Das betrifft vor allem die Gepäckbänder und Fluggastbrücken,
von den Sanitäranlagen und der Klimaanlage ganz zu schweigen. Tegel
muss mit dem auskommen, was vorhanden ist. Aber das muss auch
funktionieren. Dazu ist vor allem eine personelle Verstärkung der
Technischen Feuerwehr dringlich. Ihre Experten sind abrufbereit, um
Schäden vor allem an Fluggastbrücken und Gepäckbändern, den
neuralgischsten Techniken eines jeden Airports bei der Abfertigung
der Passagiere, schnellstmöglich zu beheben. Wo Reparaturen nicht
helfen, sind technische Anlagen ohne große Formalitäten
auszutauschen. Die Risiken anfälliger Reparaturen sind hoch
angesichts des betagten Flughafens. Entsprechend groß auch die
finanziellen Risiken. So bleibt die vage Hoffnung, dass das Geld in
diesem Fall reicht. Oder haben sich die Aufsichtsräte etwa die Zahlen
wieder schöngerechnet, um die Berliner angesichts der Kostenexplosion
beim BER zu besänftigen? Und noch ein Risiko gibt es: Platzeck hat
noch immer keinen neuen Vorstandschef für die Flughafengesellschaft
gefunden. Der wird aber letztlich auch für die Ertüchtigung von Tegel
verantwortlich sein. Der Kandidat muss seinen Kopf also zusätzlich
für Tegel hinhalten, obwohl er über die Vorbereitung zur
"Notoperation" Tegel gar nicht mitreden konnte. Das macht die Findung
eines Flughafenchefs noch schwieriger.
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