(ots) - Naiv wäre es allerdings, zu glauben, mit der
gestrigen Feierstunde hätten sich sämtliche Alltagsprobleme in Luft
aufgelöst. Denn Papier ist geduldig, und vertraglich vereinbaren
lässt sich im Leben bekanntlich vieles. Jetzt haben die muslimischen
Gemeinden die Aufgabe, diesen Vertrag auch intern zum Leben zu
bringen, ihn weiterzutragen und im Alltag anzuwenden. Gleiches gilt
auch für die Stadt. Sie möchte es Muslimen im Land Bremen künftig
leichter machen, sich gesellschaftlich einzubringen und zu engagieren
und ihre Anliegen in der Öffentlichkeit zu vertreten. Doch möglich
ist all das nur, wenn die muslimischen Verbände dafür nun auch die
nötige finanzielle Förderung bekommen. Denn der Staatsvertrag gewährt
ihnen keineswegs den rechtlichen Status von christlichen Kirchen in
Deutschland. Eine Regelung, die in etwa der Kirchensteuer entspricht,
rückt damit erst einmal in weite Ferne. Das Papier ist folglich nur
ein erster Schritt - nicht mehr und nicht weniger. Viele Dinge, die
für das tagtägliche Zusammenleben von Bedeutung sind, werden darin
noch gar nicht aufgegriffen. Zum Religionsunterricht an Bremer
Schulen etwa findet sich im Staatsvertrag nur eine knappe und
obendrein äußerst schwammig gehaltene Passage. Auch zu den
Bildungschancen muslimischer Kinder und Jugendlicher liest man dort
wenig. Das alles sind Themen, die uns in Zukunft beschäftigen werden
und müssen, Vertrag hin oder her. Das wichtigste ist allerdings erst
einmal, dass es ihn überhaupt gibt.
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