PresseKat - Katholische Kirche bricht Aufarbeitung ab: Stellungnahme des Vorstands der Kinderschutz-Zentren

Katholische Kirche bricht Aufarbeitung ab: Stellungnahme des Vorstands der Kinderschutz-Zentren

ID: 794209

(ots) - Die von der katholischen Kirche lange vorbereitete
und dann ins Feld geführte Aufarbeitung von körperlichen und
sexuellen Übergriffen an Kindern in ihren Einrichtungen im Rahmen
einer wissenschaftlichen Prüfung mit Ableitung von Maßnahmen und
Veränderungsvorschlägen wurde jetzt abgebrochen - und ist damit
zunächst gescheitert. Ob die Missstände in der kirchlichen Historie
sich größer als von allen angenommen herausgestellt haben oder welche
Konflikte sonst hinter dem Ausstieg stehen - dass die katholische
Kirche jetzt einen Rückzieher macht, ist vor allem für die
Betroffenen ein herber Schlag. Bemerkenswert ist, dass die Deutsche
Bischofskonferenz knapp drei Jahre nach dem Bekanntwerden der
Misshandlungs- und Missbrauchsfälle ihre Versprechen nach Aufklärung
und Transparenz für erledigt erklärt. Wieder einmal sind es die
Opfer, die sich fragen müssen, ob sie Gehör finden, ernst genommen
werden und Bedeutung haben. Derzeit erleben sie eher, dass ihre
Biografie, ihr Leid und ihre Rechte missachtet werden. Viele sind mit
bewundernswertem Mut mit ihrer Geschichte nach vorn getreten, haben
sich gezeigt. Nun stehen sie wieder allein mit ihrer Vergangenheit
da, ihr Mut und ihre Hoffnung werden nicht belohnt. Die
Verantwortlichen werden nicht zur Rechenschaft gezogen.

Das Ende des Klärungsprozesses in der katholischen Kirche stellt
aber auch die Arbeit des Runden Tisches gegen sexuelle Gewalt in
Frage. Mehr als drei Jahre hat sich die fachliche und politische
Debatte im Kinderschutz in Deutschland nur mit dem Thema der
sexuellen Gewalt beschäftigt. Unzählige Arbeitskreise und
Arbeitspapiere wurden verfasst, hunderte von Experten und Fachleute
aus der Praxis waren und sind damit beschäftigt, Regularien,
Standards und Richtlinien zu erarbeiten, die einen besseren Schutz
vor sexueller Gewalt gewährleisten sollen. Dabei waren sich alle




Experten darin einig, dass ein Schutz vor sexueller Gewalt nur
möglich ist, wenn die Arbeit mit Kindern von Transparenz, Offenheit
und Unabhängigkeit geprägt ist. Dies wird durch die Entscheidung der
Bischofskonferenz nun wieder grundlegend in Frage gestellt.

Grundsätzlich muss sich auch die Politik die Frage stellen, wie
sie mit diesem Affront umgeht. Die Verbände, Initiativen und
Expert(inn)en, die so lange intensiv an einer Neuausrichtung der
Arbeit im Bereich der sexuellen Gewalt gearbeitet haben, erwarten mit
Recht konkrete Antworten auf die Frage, wie die großen Beschlüsse
umgesetzt werden. Wie werden die Einrichtungen der Jugend- und
Frauenhilfe unterstützt bei der Implementierung der neuen
Richtlinien, wie soll die Fort- und Weiterbildung der Fachleute
finanziert werden, wie und wann wird das Thema Kinderschutz und
sexuelle Gewalt in den Ausbildungsrichtlinien verpflichtend verankert
und wie soll ein notwendiges flächendeckendes Netzwerk von Beratungs-
und Therapieeinrichtungen als Regelangebot eingeführt werden? Am
Runden Tisch, der kürzlich ja erst terminlich verschoben wurde,
bietet sich zur Beantwortung solcher Fragen im Februar dieses Jahres
die Möglichkeit, hierauf Antworten zu geben. Wer hätte gedacht, dass
er wieder so aktuell werden würde.

Die jetzige Situation darf nicht das Ende der Diskussion und des
gesellschaftlichen Wandlungsprozesses für den Schutz von Kindern auch
in öffentlichen und institutionellen Räumen bedeuten. Deshalb fordern
Die Kinderschutz-Zentren eine rasche Wiederaufnahme der
Klärungsverfahren, nicht nur intern im Auftrag der katholischen
Kirche, sondern auch unter den Augen der Politik und der
gesellschaftlichen Öffentlichkeit. Dies, ohne dass der Wille zur
weiteren Aufklärung ein Lippenbekenntnis bleibt, ohne dass Zeit
verloren wird, und ohne dass leidvolle Erfahrungen wieder in
Schweigen und Geheimhaltung verschwinden können.



Pressekontakt:
Die Kinderschutz-Zentren

Arthur Kröhnert
Bundesgeschäftsführer
Bonner Str. 145
50968 Köln
Telefon: 0221-56975 3
Telefax: 0221-56975 50
E-Mail: die(at)kinderschutz-zentren.org
Internet: www.kinderschutz-zentren.org


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Datum: 10.01.2013 - 17:27 Uhr
Sprache: Deutsch
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