(ots) - Nein, das deutsche Gesundheitssystem ist längst
nicht mehr das, was es einmal war. Nicht genug, dass die Bürger
inzwischen durch Praxisgebühren, überteuerte Arzneimittel und
steigende Krankenkassenbeiträge finanziell mehr zur Ader gelassen
werden, als ihnen guttut. Nein, mittlerweile gewährt der Staat sogar
Zuschüsse, damit Ärzte in speziellen Seminaren preisgünstig zu
Verkaufsprofis für medizinisch teils höchst fragwürdige
Untersuchungen und Behandlungen ausgebildet werden können. Aus den
Halbgöttern in Weiß werden also - mit staatlicher Hilfe - rhetorisch
gewiefte Überredungskünstler gemacht, die ihre Produkte im
Patientengespräch ähnlich effektiv anpreisen wie
Gebrauchtwagenhändler. Das Ergebnis: 1,5 Milliarden Euro setzen
Mediziner Jahr für Jahr mit sogenannten "individuellen
Gesundheitsleistungen" um. Eine ganze Gesundheitsindustrie profitiert
zunehmend davon, dass Ärzte ihre Patienten zu kostspieligen
Leistungen überreden. Ein ausgesprochen ungesunder Trend, der ohnehin
schon bedenklich genug ist. Dass dieser aber von der Regierung zudem
noch mit staatlichen Fördermitteln subventioniert wird, ist ein
Skandal. Im Wirtschaftsministerium, das von Philipp Rösler -
bekanntlich selbst Mediziner - geführt wird, rang man sich gestern
immerhin zu der kleinlauten Formulierung durch, man werde solche
Förderungen "überprüfen". Im Interesse aller Patienten bleibt nur zu
hoffen, dass diese Prüfung ohne Einflussnahme der Gesundheitslobby
vonstatten geht.
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