(ots) - Ein bisschen für jeden
   Als Heiner Geißler noch CDU-Generalsekretär war, legte er sich 
gern an. Mit der Opposition sowieso - aber auch seinem Parteichef 
Helmut Kohl biss er häufig und kräftig in die Wade. Politisch blutige
Szenarien fürchtete Geißler nie.
   Seit S 21 schlägt der inzwischen 81-Jährige leisere Töne an. Zwar 
energisch, aber immer voller Diplomatie stellte er sich als 
Schlichter zwischen die Fronten. Eine Einigung gab es dabei nicht. Zu
gegensätzlich waren die Vorstellungen von Gegnern und Befürwortern. 
Und nur für eine einzige Lösung war Platz: Tiefbahnhof ja oder nein. 
Nun die Überraschung: Es gibt ein Jein.
   Deutlicher hätte Geißler seine Hilflosigkeit nicht demonstrieren 
können. Aus dem Versuch, Unvereinbares zusammenzuführen, ist die 
Taktik entstanden, beiden Seiten ein bisschen zuzugestehen und 
gleichzeitig zuzumuten. Das ist das Prinzip beim Schlichten. Und 
insofern erledigt Geißler die Aufgabe korrekt.
   Der Kompromiss an sich - ob nun als Kopf-Tief-Lösung oder in 
anderer Form - scheint bei den Akteuren aber nicht erwünscht zu sein.
Zwar gab es zartes Wohlwollen nach dem Vorstoß - sofort aber stellten
beide Seiten neue Bedingungen. Ein Kompromiss, der auf solche 
Resonanz stößt, ist keiner.
   S 21 ist zu einem Kampf ums Rechthaben geworden. Beide Seiten - 
die störrische Bahn und die moralisierenden Wutbürger - sehnen sich 
nach Bestätigung. Zu einer Lösung führt das nicht. Und viele 
verstehen leider nur noch Bahnhof.
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