(ots) - Westerwelle war nicht das Problem
Das Problem der FDP heißt nicht Guido Westerwelle. Sosehr der
Noch-Parteichef auch polarisierte, die Not geht tiefer. Im Kern ist
es eine Not der Gesellschaft, die sich nach Halt sehnt. Den
Liberalismus führt das in die Krise. Er setzt auf den Einzelnen: auf
dessen Mut und Verantwortung - und auch auf dessen persönlichen
Einsatz.
Das ist keine gute Basis in Zeiten, in denen die Masse auf sichere
Verhältnisse und einen wärmenden sozialen Mantel hofft. In denen
Menschen wie Guttenberg, Käßmann und Sarrazin zu Projektionsflächen
diffuser Sehnsüchte nach charismatischer Führung werden. In denen
alle Hoffnung auf einem starken Staat ruht und der Einzelne gewillt
ist, Freiheit aufzugeben, auf dass ihm bloß jemand sagt, wo es
langgehen soll. Siehe Energiewende, siehe Bankenrettung, siehe
permanente Verhaltensverbote. Siehe immer mehr Überwachung,
Rekord-Schulden und vieles mehr: Soll die öffentliche Hand ruhig hohe
Steuern nehmen, sollen die Bürgerrechte ruhig leiden, solange der
Staat den Eindruck erweckt, er überlasse nichts dem Zufall, will
heißen, dem Einzelnen.
Wer in einem solchen Klima keine Heilsversprechen parat hat,
sondern kühl auf Kerngedanken des Liberalismus verweist, will in der
öffentlichen Wahrnehmung prompt den sozialen Kahlschlag. Er ist
außenpolitisch ein Hasardeur, fördert Terrorismus, dient dem
Großkapital und ist ein werteloser Gesell, der dem Islam die Tore
öffnet. Gegen eine solch verbogene Stimmung kam Westerwelle nicht
mehr an. Sein Nachfolger wird es so schnell auch nicht schaffen.
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