(ots) - Schlichten am Wochenende, raufen in der Woche. 
Die Sondierungen nach der Bundestagswahl sind auch mehr als fünf 
Wochen nach der Entscheidung des Wahlvolks eine undurchsichtige 
Gemengelage mit unerfreulichen Tendenzen, die für die Grünen und 
damit auch für die Regierungsfähigkeit einer möglichen 
Jamaika-Koalition nichts Gutes verheißt. Ziemlich deutlich hat sich 
zuletzt ein Bündnis aus Unions- und FDP-Verhandlern gegen die Grünen 
abgezeichnet. Hält sich dieser Eindruck, wird Jamaika zur 
Unmöglichkeit - vor allem, weil es auf diese Weise am Ende den Grünen
unmöglich gemacht wird, ihrer Basis einen auf diese Weise 
ausgehandelten Koalitionsvertrag zur Absegnung vorzulegen. Da können 
Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt noch so sehnsüchtig nach 
Regierungsämtern streben. Grün sein heißt mehr als bei allen anderen 
Parteien eben auch, als Spitzenpersonal austauschbarer Bestandteil 
des grünen Gemeinwillens zu sein. Erkennbar sind freilich nach dem 
vergangenen Wochenende erste Impulse zur verbalen Abrüstung. Dazu 
passt, dass sich führende Parteiköpfe gestern gegenüber unserer 
Zeitung zu Sondierungskonflikten nicht mehr äußern wollten - eine 
Gelegenheit, die zuvor selten ungenutzt blieb. Und doch bleiben auf 
den spannungsreichsten Feldern Klima- und Migrationspolitik, die am 
Donnerstag wieder verhandelt werden sollen, derart viele komplizierte
Baustellen, dass am Ende eine Entscheidung der Grünen ausschlaggebend
sein wird, ob diese Koalition zustande kommen wird - oder eben nicht.
Das ist Belastung und Chance für die Grünen zugleich. Sie nämlich 
haben am meisten zu verlieren: Eine Regierung, die mit 
Flüchtlingsobergrenzen, ohne Familiennachzug und ohne einigermaßen 
ehrgeizige nationale und internationale Klimaziele operieren will, 
ist der grünen Klientel nicht annähernd zu vermitteln. Das ist 
eindeutig - und wird der Hemmschuh der Basis gegen jeden Wunsch nach 
Regierungsbeteiligung sein. Warnungen gibt es genug: Angela Merkel 
hat es noch immer geschafft, ihre Koalitionspartner zu ruinieren, ob 
beabsichtigt oder ganz zwangsläufig. Klar ist aber auch: Die 
Alternative wären Neuwahlen. Das schwebt über allen Köpfen, das würde
die Kanzlerin Angela Merkel hinwegfegen, es wäre für alle Beteiligten
schlicht verheerend. Soll heißen: Das grüne Profil dieser kommenden 
Koalition wird klar erkennbar sein. Es dauert nur noch ein bisschen.
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