(ots) - Aufgetaucht
   Lange Zeit wirkte der Bundespräsident wie abgetaucht. Frank-Walter
Steinmeier arbeitete zwar emsig den Terminkalender ab, doch seine 
Worte fanden kaum einen größeren Widerhall. Mit der Rede zum Tag der 
Deutschen Einheit ist ihm nun ein Befreiungsschlag gelungen. Es war 
ein Spagat. Denn es kann natürlich nicht die Aufgabe des 
Staatsoberhauptes sein, das erschreckende Ergebnis der Bundestagswahl
zu kritisieren. Andererseits konnte Steinmeier es aber auch nicht 
ignorieren.
   Diesen Drahtseilakt hat er mit Bravour gemeistert. So verknüpfte 
der Präsident den Begriff "Heimat" mit vorsichtigem 
Zukunftsoptimismus - ein starker Kontrapunkt zu rückwärtsgewandtem 
Blut-und-Boden-Geschwätz. Der Sozialdemokrat konnte sich auch einen 
Seitenhieb auf die Kanzlerin nicht verkneifen. Die Stärke 
Deutschlands sei stets gewesen, Probleme nicht einfach weg zu 
moderieren. Anders gesagt: Die Politik darf jetzt nicht einfach zur 
Tagesordnung übergehen.
   Die Rede war gespickt mit unangenehmen Wahrheiten, nicht zuletzt 
über die zuweilen naive Sicht auf die deutsche Flüchtlingspolitik. Es
war eine Ruck-Rede gegen die neuen Mauern in den Köpfen.
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