(ots) - Dass Griechenlands Finanzminister Gianis Varoufakis
sich nun auf Gespräche mit den Institutionen einlässt, ist kein 
Zeichen der Einsicht, sondern das Ergebnis einer Zwangslage. Denn 
ohne die Hilfe der Finanzexperten der Institutionen gibt es für 
Griechenland kein Geld. Eine bittere Pille für den 
Wirtschaftstheoretiker, der noch vor ein paar Wochen die Vertreter 
der einstigen Troika des Landes verwiesen hat - nun aber feststellen 
musste, dass er mit kurzfristigen Staatsanleihen zum einen nicht weit
kommt, zum anderen auch hier nicht ohne die Zustimmung der EZB 
agieren kann. Viel zu lange haben sowohl der Ökonom als auch Premier 
Alexis Tsipras mit dem Finger auf andere gewiesen, wenn es um die 
Ursachensuche für die Probleme ihres Landes ging. Die verhasste 
Troika stand ganz oben auf der Sünderliste. Dabei sind Griechenlands 
Probleme hausgemacht. Und mit den hastig umgesetzten Wahlversprechen 
wie der Wiedereinstellung Tausender Beamter wurden sie nur noch 
verschlimmert. Deren Beschäftigung ist ebenso wenig haltbar wie die 
geplante Anhebung des Mindestlohns, der den anderer Euroländer sogar 
noch übersteigen würde - obwohl diese in keinen vergleichbaren 
Schwierigkeiten stecken. Die Wiederaufnahme der Gespräche ist für 
Griechenland der einzige Weg, einen - auch tatsächlich umsetzbaren - 
Fahrplan zur Sanierung der maroden Wirtschaft aufzustellen. Doch 
dafür muss Athen auch bereit sein, ein für alle Mal mit unhaltbaren 
Wahlversprechen zu brechen. Wenn bei der neuen Annährung wieder das 
Wort "Schuldenschnitt" fällt, könnte der seidene Faden reißen, an dem
nun die Zukunft der Hellenen hängt. Bleibt zu hoffen, dass Varoufakis
zumindest das - endlich - einsieht.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion(at)Weser-Kurier.de