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Mittelbayerische Zeitung: Diesmal geht es um mehr / Die Altersteilzeit dürfte der Knackpunkt
bei den Verhandlungen der Metaller sein. Leitartikel von Christine Hochreiter

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(ots) - BMW, Siemens, Continental - vor allem in den
Großbetrieben der Metall- und Elektroindustrie legen Mitarbeiter in
diesen Tagen die Arbeit nieder. Das ist nicht neu. Und wie in jeder
Tarifrunde will die IG Metall mit solchen Aktionen ihrer Forderung
nach einem höheren Lohnplus Nachdruck verleihen. Doch diesmal ist
auch etwas anders. Es geht um einiges mehr: konkret um den Anspruch
auf Altersteilzeit und Weiterbildung. Die Gewerkschafter bezeichnen
das als "qualitative Forderungen". Und die werden der Knackpunkt bei
den Tarifverhandlungen sein. Dies gilt vor allem für die
Altersteilzeit. Hier ringt man nicht nur um die Quote, die beziffert,
wie hoch der Anteil der Arbeitnehmer sein darf, die diese Regelung in
Anspruch nehmen. Die IG Metall wünscht sich eine flexiblere
Ausgestaltung dieses Instruments und fordert mehr Geld für untere
Lohngruppen. Die Arbeitgeber wollen sogar den Prozentsatz drücken.
Doch eine solche Zahl ist per se schon Humbug, da sie die
individuellen Gegebenheiten in einem Betrieb nicht berücksichtigt.
Vielleicht sind ja in einem Unternehmen überdurchschnittlich viele
Mitarbeiter schon jenseits der 50 Jahre alt? Mit dem Thema
Altersteilzeit hat die Gewerkschaft mit Blick auf die Demografie
zweifelsohne ein wichtiges Zukunftsproblem identifiziert. Die
aktuelle "Problemlösung" ist generell allerdings die falsche
Herangehensweise. Der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen
Unternehmensverbands, Bertram Brossardt lehnt einen allgemeinen
Anspruch auf Altersteilzeit zurecht ab. In einem MZ-Gespräch sagte er
am Donnerstag, es gehe um diejenigen, "die nicht mehr können". Hier
muss die ketzerische Frage erlaubt sein, ab wann jemand "nicht mehr
kann". Viele Arbeitnehmer werden sich das selbst und ihrem
Arbeitgeber gegenüber nicht eingestehen, schon weil sie sich einen
früheren Ausstieg aus dem Erwerbsleben nicht leisten können. Bei dem




Thema sind noch viele Fragen offen. Im Gegensatz zu den Arbeitgebern
haben die Gewerkschaften erkannt, dass es zu wichtig ist, um es auf
eine Prozentzahl zu verengen. Diese könnte in einem neuen
Tarifvertrag höchstens eine Mindestquote festlegen. Die detaillierte
Ausgestaltung von Teilzeitregelungen sollte dann aber den einzelnen
Firmen vor Ort vorbehalten sein. Etwas einfacher sollten sich die
Tarifpartner beim Thema Weiterbildung einigen können. Die IG Metall
möchte, dass die Unternehmen auch Fortbildungen bezahlen, die sich
die Beschäftigten selbst aussuchen können und die nicht unbedingt
etwas mit den jeweiligen Betriebsabläufen zu tun haben. Die
Arbeitgeber sind der Ansicht, dass es nicht die Aufgabe eines
Unternehmens ist, die persönliche Weiterbildung außerhalb des
Betriebes zu finanzieren. Letzterem kann man im Prinzip nur
zustimmen. Denn 95 Prozent der Betriebe bilden ihre Mitarbeiter
unabhängig von einem Tarifvertrag ohnehin fort und unterstützen
Eigeninitiativen, die mit der Tätigkeit des Beschäftigten verknüpft
sind. Dass ein Arbeitgeber private Interessen seines Mitarbeiters
finanziert, macht dagegen keinen Sinn. Nicht der Betriebsrat sollte
(mit-)entscheiden, in welchen Bereichen sich ein Arbeitnehmer
weiterqualifiziert. Der Arbeitgeber sollte gemeinsam mit dem
Beschäftigten beschließen, welcher Kurs und welches Seminar für den
Einzelnen hilfreich und bereichernd sind. Griechisch - für den Urlaub
auf der Insel in der Ägäis? Eine bezahlte Bildungsteilzeit für eine
Ausbildung zur Wellness-Therapeutin - das kann es sicherlich nicht
sein. Darüber sollten sich die Tarifpartner relativ schnell klar
sein, ebenso wie beim Plus in der Lohntüte. Bleibt zu wünschen, dass
es auch bei der Altersteilzeit eine vernünftige Regelung gibt.



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Datum: 30.01.2015 - 19:00 Uhr
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