(ots) -
Wenn es etwas gibt, was der Nahe Osten derzeit 
nicht gebrauchen kann, dann ist es eine instabile Regierung in 
Israel. Wenn es etwas gibt, was der Nahe Osten derzeit noch weniger 
gebrauchen kann, dann ist es ein polarisierender Wahlkampf in Israel.
Wenn es etwas gibt, was der Nahe Osten überhaupt nicht gebrauchen 
kann, dann ist es ein Rechtsruck in der israelischen Politik nach 
Neuwahlen.
Alle drei Szenarien dürften aber eintreten oder 
sind es schon. Das Kalkül des israelischen Ministerpräsidenten liegt 
dabei klar zu Tage: Er will den Widerstand der moderaten Kräfte gegen
sein hanebüchenes Staatsbürgergesetz als Verrat an der jüdischen 
Sache brandmarken und damit bei den Neuwahlen punkten. Das ist leider
ebenso durchsichtig wie erfolgversprechend, denn natürlich bangt die 
israelische Bevölkerung angesichts der instabilen Nachbarn, 
zuvorderst Syrien, um ihre Sicherheit. Man stelle sich aber einmal 
vor, die deutsche Bundeskanzlerin würde ein Gesetz zum deutschen 
Staatsbürgerschaftsrecht vorlegen, in dem das Deutschtum geschützt 
und verteidigt werden soll - und das sich damit automatisch 
ausgrenzend gegenüber Einwanderern und Minderheiten 
verhält.
Im Falle Israels liegt der Fall sogar noch 
drastischer: Hier geht es um legale israelische Staatsbürger 
arabischer Abstammung, nicht um Einwanderer. Dass ein so abwegiges 
gesetzliches Vorhaben 66 Jahre nach der Staatsgründung überhaupt 
ernsthaft in Erwägung gezogen wird, zeugt von bedenklicher 
Rücksichtslosigkeit und von einer Chuzpe Netanjahus, die schon 
mehrere US-Präsidenten genervt hat. Obama dürfte zu schwach sein, ihn
in die Schranken zu weisen, aber Europa könnte und müsste es tun.