DJV mahnt Medien zu Distanz
(PresseBox) - Der Deutsche Journalisten-Verband hat 25 Jahre nach dem Geiseldrama von Gladbeck Medien und Journalisten zu kritischer Distanz gemahnt. Bei künftigen Verbrechen mit ähnlichen Dimensionen dürften Journalistinnen und Journalisten keinesfalls die Fehler von 1988 wiederholen und sich bei der Informationsbeschaffung zu Helfershelfern der Verbrecher machen, sagte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken: "Neben der persönlichen Katastrophe für die Geiseln und ihre Angehörigen war Gladbeck die schwärzeste Stunde im deutschen Journalismus seit Kriegsende. Etliche Journalisten an den Schauplätzen des Geiseldramas ließen jegliche professionelle Distanz zu den Geiselnehmern vermissen und wurden so Teil der bizarren Inszenierung durch die Gangster." Das Ansehen der Journalistinnen und Journalisten habe dadurch großen Schaden genommen.
"Bei einem ähnlichen Fall in der Zukunft müssen die Journalisten der Versuchung widerstehen, in Konkurrenz zu Schaulustigen zu treten, die mit ihren Smartphones und Fotohandys Bewegtbilder in Echtzeit an die sozialen Netzwerke übermitteln", forderte der DJV-Vorsitzende. Gerade in solchen Situationen müsse klar sein, dass im Journalismus ethische Standards gelten, die eine Neuauflage von Gladbeck nicht duldeten. "Das sind wir unseren Lesern und Zuschauern wie auch den Opfern von Verbrechen schuldig", sagte Konken.
In der Folge des Gladbecker Geiseldramas vom August 1988 wurde der Pressekodex verschärft, in dessen Ziffer 11.2 es jetzt heißt: "Die Presse berichtet über diese Vorgänge unabhängig und authentisch, lässt sich aber dabei nicht zum Werkzeug von Verbrechern machen. Sie unternimmt keine eigenmächtigen Vermittlungsversuche zwischen Verbrechern und Polizei. Interviews mit Tätern während des Tatgeschehens darf es nicht geben."