Schauspieler âverlĂ€ngerten ihre Mittagspauseâ
(firmenpresse) - Zum gestrigen Jahrestag der ersten Tarifrunde zwischen dem Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler e.V. (BFFS) und ver.di mit der Produzentenallianz hatte der BFFS zur Warnaktion âMittags- & Besinnungspauseâ aufgerufen.
Am 14.07.2011 verlĂ€ngerten die Schauspieler an etwa einem Dutzend ausgesuchten Drehorten ihre Mittagspause um 15 âBesinnungsminutenâ. Sie machten damit auf die kritische Tarifverhandlungssituation aufmerksam und appellierten an die Produzentenallianz, endlich eine faire tarifliche Untergrenze fĂŒr Schauspielgagen anzubieten, das allgemeine Dumping zu stoppen und den wachsenden Kostendruck nicht vom Team ausbaden zu lassen. Die Aktion ist vom BFFS als erstes Warnzeichen gedacht.
âGerade fĂŒr die namhaften Kollegen war es selbstverstĂ€ndlich, sich fĂŒr die anderen einzusetzenâ, freut sich Michael Brandner, Vorstandsvorsitzender des BFFS. UrsprĂŒnglich sollten zahlensymbolisch nur 14 Schauspieler und Schauspielerinnen an 7 Drehorten bei der fĂŒr den 14.07. konzipierten Warnaktion mitmachen. âAber am Ende wollten viel, viel mehr teilnehmen, als geplantâ, meint Heinrich Schafmeister, Michael Brandners Vorstandskollege. Das belegen auch die zahlreichen Unterschriften, womit die Drehteams ihre UnterstĂŒtzung kundtaten.
Zum ersten Mal haben die SchauspielerInnen ihren Protest unmittelbar an den Drehort getragen. Die Aktion hatte einen ernsten Hintergrund: Bisher existieren fĂŒr Film- und Fernsehschauspieler keine tariflichen VergĂŒtungsregeln. Im Zuge des allgemeinen Kostendrucks in der Film- und Fernsehbranche mĂŒssen sich zunehmend Schauspieler, insbesondere BerufsanfĂ€nger, mit Gagen begnĂŒgen, die im wahrsten Sinne des Wortes auf den Hund gekommen sind.
âFilmhunde kosten 350 âŹ, Filmkatzen 400 ⏠und FilmkĂŒhe 450 âŹâ, erklĂ€rt Michael Brandner und betont: âSchauspieler wie Filmtiere oder noch geringer zu honorieren, zeugt von einer GeringschĂ€tzung der Schauspielarbeit, die der Branche insgesamt schadet und die sich unsere Kollegen nicht lĂ€nger gefallen lassen.â
Darum setzt sich der BFFS bei den Tarifverhandlungen fĂŒr eine Gagenuntergrenze in Form einer âAnfĂ€ngergageâ ein, die nicht mit einer Regelgage gleichzusetzen ist. âNatĂŒrlich mĂŒssen die Gagen der SchauspielanfĂ€nger und erst recht die der erfahrenen Kollegen deutlich ĂŒber dem Honorarniveau von Filmtieren liegenâ, fordert Heinrich Schafmeister.
Der BFFS sieht durchaus die schwierige wirtschaftliche Situation vieler, insbesondere mittelstĂ€ndischer Filmfirmen, und hat von Anfang an die Produzentenallianz eingeladen, neben der ĂŒblichen VergĂŒtung nach Drehtaganzahl alternative Honorierungssysteme zu gestalten, die den Produktionsfirmen mehr Planungssicherheit bieten könnten. Konkret haben BFFS und ver.di angeboten, ĂŒber geeignete Wochengagenmodelle zu reden.
âDie Produzentenallianzâ, bedauert Michael Brandner, âhat unsere ausgestreckte Hand bis heute nicht ergriffen und versucht ausgerechnet die âtierischâ geringen, skandalösen Schauspielergagen mithilfe eines Tarifvertrages auch noch absegnen zu lassen.â
Die Angebote der Produzentenallianz bewegen sich bei Gagenuntergrenzen von 400 oder 500 âŹ.
âDa spielen wir nicht mitâ, meint Michael Brandner und hofft, âdass unser gestriges Signal der Entschlossenheit oder weitere Aktionen zum Umdenken fĂŒhren und die Tarifverhandlungen im Sinne der ganzen Branche konstruktiv fortgesetzt werden können.â
Im Namen aller Film- und Fernsehschauspieler â die Mehrzahl (1.800) von ihnen sind im BFFS organisiert â arbeitet der Verband an einer langfristigen Verbesserung der Rahmenbedingungen und fordert:
1) WertschÀtzung von QualitÀt: Sie muss wieder mindestens so ernst genommen werden wie die Quote.
2) Keine Dumping-Finanzierung: Fiktionale Programme mĂŒssen mit einem Etat ausgestattet werden, mit dem sich QualitĂ€t produzieren lĂ€sst. Inklusive fairer Bezahlung derjenigen, die sie herstellen.
3) Achtung bestehender Regeln: Arbeitsschutz-, Jugendarbeitsschutz und Tarifvereinbarungen mĂŒssen eingehalten werden.
4) Durchsetzung der Erlösbeteiligung: Die Filmkreativen mĂŒssen fĂŒr die Schöpfung von Kultur wertgeschĂ€tzt werden und an der Verwertungskaskade teilnehmen, wie es das Urhebergesetz verlangt.
Der BFFS â Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler e.V.
Der BFFS vertritt die Interessen der Film- und Fernsehschauspieler in
Deutschland. Seit seiner GruÌndung im April 2006 stellt der Bundesverband mit
uÌber 1.800 Mitgliedern heute den gröĂten Interessenverband der nationalen
Film- und Fernsehindustrie.
Hauptanliegen ist eine erfolgreiche und im internationalen Kontext konkurrenzfÀhige
Film- und Fernsehindustrie mit transparenten und fairen Regeln fuÌr
alle Beteiligten. In dem Bewusstsein, dass Schauspieler RuÌckgrat und Gesicht
einer wichtigen Branche mit hohem Zukunftspotential sind, pflegt der Bundesverband
eine enge Vernetzung mit Politik, Sendern, Produzenten und anderen
FilmverbÀnden.
Zu den Zielen des BFFS zÀhlen die Schaffung fairer Arbeitsbedingungen und
verlÀsslicher sozialer Standards sowie die Förderung, Ermöglichung und der
Schutz kuÌnstlerischer QualitĂ€t in Ausbildung und Produktion.
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