(ots) - Es hat zwei Tage gedauert, bis Adolf Sauerland den
Begriff der eigenen Verantwortung wenigstens einmal in den Mund
genommen hat. Eine Prise Demut ließ Duisburgs Oberbürgermeister am
Montag erkennen, nachdem er kurz nach der Loveparade-Katastrophe das
Konzept noch nassforsch verteidigt und so den Eindruck vermittelt
hatte, die Opfer seien an ihrem Unglück selber schuld. Kein Mensch,
nicht einmal er, kann glauben, dass alles perfekt organisiert war.
Der öffentliche Druck auf Sauerland ist gewaltig, und es ist
schwer vorstellbar, dass er ihm dauerhaft standhält. Selbst wenn er
so tut, als führte er irgendwie noch Regie in diesem Drama. Schon die
moralische Belastung kann er auf Dauer nicht stemmen. Und welche
gravierenden Fehler innerhalb der Stadtverwaltung auch immer in den
nächsten Tagen und Wochen aufgedeckt werden - Sauerland ist der Chef,
selbst wenn er einmal nicht persönlich involviert war.
Die Polizei muss die Lehren aus dieser bitteren Lektion ziehen.
Sie darf keine Angst haben, als Spielverderber beschimpft zu werden,
wenn sie bei der Planung von Großveranstaltungen so ausdrücklich Nein
sagt, dass die Stadtverwaltung an ihr nicht vorbeikommt. Sicherheit
ist ihr Geschäft, nicht das von Veranstaltern und Oberbürgermeistern.
In Bochum hat das geklappt.
Im Duisburger Fall war es zweifellos besonders schwer, weil man
sich im Jahr der Kulturhauptstadt die Blöße nicht geben wollte, das
Spektakel abzublasen. Von Imageverlusten und Blamage war die Rede,
als es fast am Geld zu scheitern drohte. Aber es reicht
offensichtlich nicht aus, wenn Fachleute warnen. Sie müssen sich am
Ende durchsetzen. Gegen allzu naive Schwärmer.
Es kann Menschenleben retten.
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