(ots) - Kommentar von Michael Bröcker
Die Mitgliederbefragung ist ein beliebtes Mittel in zerstrittenen
Parteigliederungen, wenn ein neuer Chef gebraucht wird, aber die
Bewerber zögern, taktieren und zweifeln. Ein unausweichlicher
Kandidat, ein charismatischer Parteiführer im Sinne Max Webers,
anerkannt, unumstritten und mutig, hat sich in der NRW-CDU der
vergangenen Wochen jedenfalls nicht herauskristallisiert. Nun soll
die Basis den Ausleseprozess forcieren. Drei Männer stehen wohl zur
Auswahl: Andreas Krautscheid, der scharfzüngige General, Norbert
Röttgen, intellektueller Kopf mit ökologischem Gewissen, und Armin
Laschet, die Personifizierung des liberalen Flügels der CDU. Alle
drei auf ihre Weise befähigt, die Partei zu führen. Doch wer kann die
Vertrauenskrise der CDU an Rhein und Ruhr beheben und gleichzeitig
programmatische Schärfe entwickeln? Wer definiert das klebrige
Amtsverständnis der Abgewählten neu, dienender? Die Chance, die CDU
in NRW als Modell für die Bundes-CDU zu entwickeln, eine Partei zu
schaffen, die sich der katholisch-sozialen Arbeiterschaft so
verbunden fühlt wie aufstiegswilligen Migranten, alleinerziehenden
Müttern und fleißigen Mittelständlern, ist da. Die Basis hat die Qual
der Wahl.
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