(ots) - Trotz des Debakels, das die Hängepartie um den neuen
Bundespräsidenten Christian Wulff zweifelsohne für die Regierung
Merkel ist, kann die Wahl insgesamt eine Chance für die Politik
bedeuten. Denn sie hat gezeigt, dass das Volk noch lange nicht dessen
überdrüssig ist, was in Berlin geschieht. Wohl noch nie haben sich
hunderte Menschen vor dem Reichstag oder zu Dutzenden in Kneipen
zusammengefunden, um gemeinsam zu verfolgen, wer ihr Staatsoberhaupt
wird. In den Top-10 der TV-Quoten befanden sich sechs Sendungen, die
sich mit der Wahl beschäftigten. Allein sechs Millionen Zuschauer
sahen den ARD-Brennpunkt "Denkzettel für Merkel". Tagesbestwert.
Sogar der Spartensender Phoenix, der das neunstündige Drama in drei
Akten komplett übertrug, hielt kontinuierlich doppelt so viele
Menschen vor dem Fernseher als sonst. Sicherlich, man könnte den
Erfolg des Polit-Public-Viewing auf das schöne Wetter und die
Spielpause bei der Fußball-WM zurückführen. Oder aber darauf, dass
mit Joachim Gauck auch ein Mann zur Wahl stand, der das Volk erreicht
hat, weil er nicht nur vorgab, "nah bei den Menschen" zu sein. Jetzt
ist es an den Protagonisten, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen,
damit Politik weiterhin so betrachtet wird, wie sie sein kann:
erlebbar und spannend.
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