PresseKat - WAZ: Pisa nervt - und nützt - Kommentar von Birgitta Stauber-Klein

WAZ: Pisa nervt - und nützt
- Kommentar von Birgitta Stauber-Klein

ID: 991839

(ots) - Besser als Großbritannien und Frankreich, schlechter
als diese Tigerstaaten mit der 60-Stunden-Woche für Grundschüler: Die
Pisa-Ergebnisse für Deutschland sind ganz ordentlich, besser als der
Durchschnitt jedenfalls. Man könnte auch sagen: langweilig. Womöglich
reizt das nun Experten aus Wissenschaft, Politik und Medien, zu
rufen: "Hört auf mit diesen Bildungsstudien." Von Vermessung der
Schule ist die Rede, von Inhalten, die nur deshalb zum Wissenskanon
gehörten, weil sie testbar seien.

Mag sein, dass es nervt, nicht über ein gehobenes Mittelmaß
hinauszukommen. Tatsächlich aber hat sich seit dem Pisaschock der
Jahrtausendwende erstaunlich viel im deutschen Bildungswesen
verändert - und verbessert. Durch den Blick auf andere Länder haben
wir zum Beispiel gelernt: Wichtiger als die Schulstruktur
(dreigliedriges System oder Gesamtschule) ist der Unterricht, ist der
Blick auf das einzelne Kind. Fördern statt abschieben - so lautet nun
die Devise.

Pisa verschärfte aber auch das Gerangel unter den Bundesländern -
hier die starken Bayern und Sachsen, dort die schwachen Bremer,
Berliner und Nordrhein-Westfalen. Damit ist nun Schluss: Den
Pisa-Bundesländervergleich (Pisa E) haben die Kultusminister
abgeschafft - zugunsten eines Ländervergleichs im
Fünf-Jahres-Rhythmus, der sich nach den (selbstgesteckten) nationalen
Standards richtet.

Am Beispiel Italien zeigt sich, welchem Druck sich die
Bundesländer entziehen: Die Provinzen Trient, Friaul und Venetien
sind auf dem Niveau der internationalen Spitzengruppe, das
benachbarte Ligurien aber ist abgeschlagen. Man muss Tests nicht
mögen um festzustellen, dass der Unterricht am Mittelmeer genauer
betrachtet werden sollte. In Deutschland ist Bildung die
Angelegenheit der Bundesländer, der Bund hat sich nicht einzumischen.




Ohne Pisa E schmoren nun die Länder eher in ihrem Saft, weil ein
Stück Konkurrenz zwischen Nord und Süd, SPD- und CDU-regiert
wegfällt.

Das mag für die Verantwortlichen angesichts der knappen Finanzen,
die kaum Investitionen zulassen, bequem sein. Man könnte auch sagen:
Die Länder haben sich mit dem Gefälle abgefunden.



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