(ots) - Im Streit über einen Auftritt der scheidenden
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger auf dem
Regensburger Katholikentag 2014 gehen die Organisatoren auf
Konfrontationskurs. Sie beharren auf der Einladung der
FDP-Politikerin und stellen sich damit gegen die
Katholikentagsleitung und den Regensburger Bischof Rudolf
Voderholzer. Auf dessen schriftliche Stellungnahme hin soll die
Ministerin nicht auf einem Podium zum Thema "Religion im öffentlichen
Raum" diskutieren dürfen. Mit ihr sei die Teilnehmerriege zu
einseitig kirchenkritisch, befand das zuständige
Katholikentagsgremium. Die Vorbereitungsgruppe, bestehend aus
Direktoren katholischer Akademien und Weltanschauungsbeauftragten,
weist dies nun zurück, wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" erfuhr. Zwar
stehe Leutheusser-Schnarrenberger als Vertreterin der "Humanistischen
Union" für kirchenkritisch-laizistische Positionen. Diese zu erfahren
und zu debattieren, sei aber für die Kirche wichtig. Zudem fürchtet
die Planungsgruppe, ihr Podium könnte kippen, wenn - wie vom
Katholikentag gewünscht - ein weiterer "Pro-Religion-Vertreter"
geladen würde. Den religionsfreundlichen Part sollen bislang der
Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois
Glück, sowie Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime in Deutschland
übernehmen. Für die Gegenposition ist neben
Leutheusser-Schnarrenberger der Publizist Alan Posener vorgesehen.
Leutheusser-Schnarrenberger wollte sich auf Anfrage nicht zu der
schwelenden Auseinandersetzung nicht äußern. Es liege ihr bislang
nicht einmal eine Einladung vor, ließ sie mitteilen. Strittig bleibt
überdies die Moderation des Podiums durch die Bonner Journalistin
Christiane Florin, Redaktionsleiterin der ZEIT-Beilage "Christ und
Welt". Sie soll auf "Bitten" der Katholikentagsleitung ebenfalls
weichen. Auch das lehnt die Vorbereitungsgruppe ab. Florin sei
kompetent und komme trotz gelegentlicher kritischer Artikel letztlich
selbst aus dem Raum der Kirche. Über den Einfluss des Regensburger
Bischofs auf das Programm des Katholikentags gibt es unterschiedliche
Darstellungen. Der Sprecher des für den Katholikentag
verantwortlichen ZdK, Theodor Bolzenius, sagte, Voderholzer habe auf
einem mehrseitigen "Non-Paper" lediglich eine Reihe von Fragen und
Anregungen zu einzelnen Veranstaltungen formulieren lassen. "Nicht an
einer Stelle gab es ein Veto des Bischofs." Von vorauseilendem
Gehorsam gegenüber Direktiven Voderholzers könne keine Rede sein.
Hingegen verlautete aus den Reihen der zuständigen Rednerkommission,
Voderholzers "Voten" seien unmissverständlich darauf gerichtet
gewesen, "kirchenfeindliche" Themen und Personen schon im Vorfeld aus
dem Programm zu entfernen. Die Katholikentagsleitung habe dem
entsprochen. "Wir werden weiter diskutieren", sagte Bolzenius auf
Anfrage und betonte das Recht von Katholikentagsleitung und
gastgebendem Bistum, im Programm mit seinen Hunderten Veranstaltungen
eigene Akzente zu setzen. Anders als beim Evangelischen Kirchentag
könne kein Einzelveranstalter auf eigene Rechnung handeln, sondern
nur "im Auftrag der Katholikentagsleitung". Deren Eingreifen sei aber
sehr selten, fügte Bolzenius hinzu. Hinter den Kulissen ist das ZdK
offenbar darum bemüht, Konflikte mit Voderholzer zu vermeiden, der
als Nachfolger des 2012 an die Spitze der römischen
Glaubenskongregation beförderten Bischofs Gerhard Ludwig Müller die
Einladung des Katholikentags 2014 in sein Bistum übernommen hatte.
Deshalb fungiert die Rednerkommission, die früher nach Angaben von
Teilnehmern vor allem koordinierend tätig war, inzwischen zunehmend
als Clearingstelle und vorbeugende Befriedungsinstanz. Aus Kreisen
des ZdK hieß es, dem Laien-Dachverband sei klar gewesen, dass
Regensburg "kein einfaches Pflaster ist". Bolzenius dagegen betonte,
das ZdK erlebe den gastgebenden Bischof Voderholzer als dialogfähig
und umgänglich.
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