(ots) - Hans-Dietrich Genscher, Sigmar Gabriel, Katy
Meßmer und Klaus Harpprecht erörtern unter der Moderation von
Hans-Ulrich Jörges das Erbe Willy Brandts.
Anlässlich des 100. Geburtstags von Willy Brand initiierte der
stern am Abend des 24. Oktober eine Podiumsdiskussion am Baumwall.
Unter dem Titel "Mehr Willy Brandt wagen - Was der große
Sozialdemokrat uns heute noch zu sagen hat" diskutierten
Hans-Dietrich Genscher, ehemaliger Bundesaußenminister, Sigmar
Gabriel, SPD-Vorsitzender, Katy Meßmer, Miterfinderin der
Twitter-Aktion "#aufschrei" sowie Klaus Harpprecht, Journalist und
Autor.
Zur Person Willy Brandt
Hans-Dietrich Genscher sagte: "Er war einer der ganz großen
Staatsmänner" und beschrieb seinen Humor als "bemerkenswert". Eine
große Fähigkeit, "die er durchaus als Waffe einsetzte" sei sein
Schweigen, fügte Klaus Harpprecht an. Sigmar Gabriel war enttäuscht,
als er Willy Brandt zum ersten Mal erlebte. "Ich saß direkt neben ihm
und der Kerl sagte eineinhalb Stunden lang fast kein Wort. Vor uns
saß der Parteivorsitzende - völlig in sich gekehrt." Erst in der
Öffentlichkeit "legte sich ein Schalter um". Mittlerweile versteht
Gabriel den ehemaligen Bundeskanzler: "Permanent fotografieren sie
dich. Permanent reden Leute auf dich ein." Mit Brandt vergleichen,
will er sich nicht: "Wenn ich auf einer Pressekonferenz bin und stehe
neben der Willy Brandt Statue, da kann ich nur verlieren."
Zu Willy Brandts Wahrnehmung in der SPD
Die Spannweite der SPD zeigte sich in der unterschiedlichen
Wahrnehmung Willy Brandts. Während der Vorsitzende sagte: "Willy
Brandt hat die SPD wie kein anderer in der Nachkriegszeit geprägt",
hielt die junge Sozialdemokratin Meßmer ihn lang für
"Parteifolklore". Sein Credo: "Mehr Demokratie wagen" war für sie
"inhaltsleer" und "beliebig". Heute versteht sie: "Es geht darum
Prozesse transparent zu machen, für Bürgerinnern und Bürger
einzustehen. "Willy Brandt inspirierte sie nicht als Person, doch sie
fühle "sich ihm, in dem was sie tut," sehr nahe.
Zum Erbe Willy Brandts in der aktuellen Politik
Im Hinblick auf die derzeitigen Koalitionsverhandlungen erinnerte
Genscher daran, "Brandt wollte stets, dass die Partner in der
Koalition reüssieren." Für Gabriel ist der Zynismus zwischen
Politikern und Wählern aktuell die größte Gefahr. Politiker dürften
nicht länger "die da oben sein". Als Lösung und Umsetzung von Brandts
Credo schlägt er die Integration mit Hilfe von Volksabstimmungen.
Dafür würde er sich in den Koalitionsverhandlungen stark machen.
Weiteres Thema der Veranstaltung war das mutmaßliche Ausspähen von
Handydaten der Bundeskanzlerin. Siegmar Gabriel sagte: "Das ist unter
befreundeten Regierungen eine Sauerei". Hans-Dietrich Genscher
bestärkte: "Ich finde das unglaublich."
Weitere Informationen finden Sie unter: http://ots.de/zV1p0
Neben der Podiumsdiskussion widmet der stern Willy Brandt zum 100.
Geburtstag das Sonderheft stern edition sowie die Fotoausstellung
"Willy Brand - Eine Hommage in Bildern", die derzeit am Baumwall zu
sehen ist.
Bildmaterial steht auf Anfrage zur Verfügung.
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Franziska Kipper
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