(ots) - Freundlicherweise haben sich Grüne und Schwarze an
unsere Vorhersage in der Montagausgabe gehalten: Eine Koalition jetzt
nicht, vielleicht später, womöglich vor 2017, vielleicht doch noch in
ein paar Wochen. Danke dafür. Scherz beiseite. Tatsächlich ist das
Nicht-Ergebnis der schwarz-grünen Sondierungen doch ein Ergebnis, ein
paradox anmutendes: Das Experiment Schwarz-Grün ist erst einmal
gescheitert, obwohl sich CDU, CSU und die Grünen so nah kamen wie
noch nie zuvor. Das ist die Zäsur dieser Tage: Schwarze und Grüne
sind sich gegenseitig normal geworden, sogar stinknormal. Das
Konfliktpotenzial zwischen beiden Formationen liegt kaum höher als
zwischen denkbaren anderen Koalitionen. Das wird noch Folgen haben.
Womöglich sogar sehr konkrete. Falls eine Große Koalition an den
SPD-Mitgliedern scheitert, werden Merkel und die Ihren mit Özdemir
und den Seinen schon sehr schnell wieder beieinander sitzen. Entweder
freiwillig oder nach Aufforderung durch den Bundespräsidenten, der
schwarz-grüne Koalitionsverhandlungen nach gescheiterten
schwarz-roten vor Neuwahlen setzen dürfte. Bei all dem taktischen Hin
und Her sollte man bedenken, dass es in den nächsten vier Jahren
womöglich auf einen Koalitionsvertrag gar nicht ankommt. Zur
Erinnerung: Weder Schröders Agenda stand jemals in einem
Koalitionsvertrag noch Merkels Euro-Rettung. Es könnte wieder
passieren, dass die Wirklichkeit in den kommenden vier Jahren
wichtiger wird als Parteiwünsche.
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