(ots) - "In den letzten Jahren habe ich beobachten können,
dass härter geurteilt wird", sagte Jugendrichter Andreas Müller der
Tageszeitung "neues deutschland" (Samstagausgabe) im Interview. Er
sei sich absolut sicher, dass beispielsweise im
Alexanderplatz-Prozess vor wenigen Jahren noch drei, vier
Bewährungsstrafen ergangen wären. Mit dem Titel "härtester
Jugendrichter Deutschlands", den ihm eine Boulevardzeitung gab, könne
er leben. Zwar sei es sein Ziel, nur "ganz wenige Menschen in den
Knast zu packen", aber "wenn die Jugendlichen in meinem Bezirk, in
Bernau, über Richter Müller hören, der sei der härteste, dann
überlegen sie sich vielleicht, ob sie noch mal zuschlagen".
Müller plädiert für ein reformiertes Jugendstrafrecht. Er kenne
viele Lebensläufe, denen ein konsequentes Vorgehen der
Jugendgerichtsbarkeit eine positive Wendung gegeben haben. Damit
steht er im Widerspruch zu der vom Leiter des kriminologischen
Forschungsinstitut, Prof. Christian Pfeiffer, und von der Deutschen
Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfe e.V. (DVJJ)
vertretenen Auffassung, Jugendarrest produziere mehr Rückfälle als
sogenannte ambulante Maßnahmen wie Auflagen und Weisungen.
Über die Linkspartei, für die er 2002 (damals noch PDS) als
Kandidat für den Bundestag angetreten war, habe er sich in den
letzten Jahren geärgert. "Als ich gegen Rechtsradikale angegangen
bin, habe ich Applaus gekriegt. Aber wo es nicht gegen Rechtsradikale
geht, greift wieder die linke Sozialromantik", sagte er.
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