(ots) - In der Diskussion um die Umsetzung der
UN-Konvention zum Schutz der Rechte von Behinderten in der Schule
wird der Begriff Inklusion zu eng gefasst. Diese Meinung vertritt die
neue Leiterin des Vorstandsbereichs Schule der GEW, Ilka Hoffmann, im
Interview mit der Tageszeitung "neues deutschland" (Freitagsausgabe).
"Inklusion bedeutet auch die Förderung von sozial benachteiligten
Gruppen in einem Bildungssystem, in dem es um Schneller, Höher,
Weiter, Reicher geht", erklärt die gelernte Sonderschulpädagogin aus
dem Saarland, die im Juni neu in den Vorstand der
Bildungsgewerkschaft gewählt wurde. Dass Reformen wie das längere
gemeinsame Lernen in der Vergangenheit oft gescheitert sind, führt
Hoffmann auch auf den Widerstand vieler bildungsbürgerlich
sozialisierter Eltern zurück. Gerade die SPD müsste in dieser
Hinsicht mehr Mut beweisen. "Wir brauchen einen anderen sozialen
Konsens in der ganzen Gesellschaft." Hier sieht die Gewerkschafterin
auch die Sozialdemokratie bei einer möglichen Regierungsbeteiligung
im Bund und in Hessen in der Pflicht zu einer Kursänderung. "Ich sehe
nicht, dass die SPD bzw. die im weitesten Sinne links geführten
Landesregierungen diese Problematik verinnerlicht hatten bzw. haben.
Im Gegenteil: Hartz IV ist ja eine Erfindung der SPD. Die Agenda 2010
widerspricht dem Anspruch der Inklusion ganz grundlegend", so
Hoffmann.
Als Kampfansage an das Bildungsbürgertum möchte die Schulexpertin
der GEW ihre Kritik jedoch nicht verstanden wissen. Eltern hätten
jedes Recht der Welt, nach der besten Schule für ihre Kinder zu
suchen. "In der Verantwortung für mehr Bildungsgerechtigkeit steht
aber der Staat. Er hat die Pflicht, Schulen mit einer schwierigen
sozialen Klientel entsprechen finanziell und personell auszustatten.
Wenn die wenigen Leuchtturmschulen nur in den bürgerlichen Gegenden
entstehen, werden sich die Verteilungskämpfe noch verschärfen", warnt
Hoffmann.
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