(ots) - Die von den Politkprofessoren Franz Walter und
Stephan Klecha beklagte "fatale Schweigespirale" bei der Aufklärung
pädophiler Partei-Verstrickungen vor rund 30 Jahren hat mit dem
SPD-Bundestagsabgeordneten und Sprecher der Arbeitsgruppe
Menschenrechte, Christoph Strässer, nun auch die Sozialdemokraten
erreicht. Das berichtet die "Leipziger Volkszeitung"
(Mittwoch-Ausgabe). Strässer verantwortete in seiner Zeit als
Vorsitzender der früheren FDP-Jugendorganisation Jungdemokraten (von
1977 bis 1982) eine radikale Debatte zur Abschaffung des
Sexualstrafrechts.
Walter und Klecha, von den Grünen beauftragt, haben auch mit Blick
auf Strässer beklagt, dass "keiner versucht, die eigene politische
Haltung der damaligen Zeit öffentlich nachvollziehbar zu machen".
1980, so die Professoren, hätten die Jungdemokraten auf ihrer
Bundesdelegiertenkonferenz unter anderem "keine Bestrafung der
freiwilligen und einvernehmlichen Sexualität" zwischen Erwachsenen
und Kindern gefordert. 1982 sei diese Haltung bekräftigt worden.
Strässer erklärt jetzt in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber
der "Leipziger Volkszeitung", ihm lägen "keinerlei Unterlagen" aus
dieser Zeit mehr vor. Aber er wisse aus nachträglichem Buchstudium,
dass die Jungdemokraten Anfang der 80er Jahre das gesamte
Sexualstrafrecht abschaffen wollten. 1982 sei aber eine
Pädophilie-These nicht beschlossen worden. Heute sei er der
Auffassung, dass Missbrauch "nicht straffrei bleiben" dürfe.
Strässer verweist darauf, dass er sich 2013 mit der
SPD-Bundestagsfraktion für die deutliche Verlängerung der
Verjährungsfristen für sexuellen Missbrauch im Strafrecht und im
Zivilrecht eingesetzt habe. Man habe damals aber politisch über die
sich abzeichnenden Absetzbewegungen der FDP-Führung aus der
sozialliberalen Koalition gestritten und in erster Linie auch gegen
den Nato-Doppelbeschluss gekämpft. Deshalb sei ihm eine Diskussion
beim Bundeskongress der Jungdemokraten zum Sexualstrafrecht "nicht
mehr in ihren Einzelheiten in Erinnerung".
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