(ots) - Von Jochen Wittmann
Tritt zurück!", forderte ein Parlamentarier den Premierminister
auf, nachdem das Abstimmungsergebnis im Unterhaus verkündet worden
war. Schallender hätte die Ohrfeige nicht ausfallen können. Da hatte
David Cameron extra das Unterhaus vorzeitig aus der Sommerpause zu
einer Dringlichkeitssitzung zurückgerufen, da hatte er auf Druck von
Labour seinen ursprünglichen Antrag gar abgemildert, und dann das:
Die Regierung erlitt eine schmähliche Niederlage bei einer wichtigen
außenpolitischen Frage. Seite an Seite mit dem amerikanischen Partner
wollte Cameron gegen Syrien losschlagen. Jetzt sieht er wie ein
zutiefst beschädigter, in seiner Handlungsvollmacht reduzierter
Premierminister aus. Doch zurücktreten muss Cameron wohl nicht. Die
konservativen Hinterbänkler, die ihm die Gefolgschaft verweigert
hatten, würden ihn in einer Vertrauensabstimmung nicht stürzen
wollen. "Unsere Rebellen", stellte ein Mitarbeiter in der
Regierungszentrale Downing Street klar, "sagen sehr deutlich, dass
sie Cameron bei den Themen Wirtschaft oder Bildung oder
Sozialreformen unterstützen werden. Sie unterstützen ihn halt nur
nicht bei Syrien." Deutlich angeschlagen ist Cameron dennoch. Er hat
die Stimmung in der Bevölkerung, was den Appetit auf weitere
militärische Aktionen betrifft, einfach ignorieren wollen. Aber das
geht nicht mehr seit Tony Blair und Irak. Seine eigene konservative
Fraktion hält ihn für abgehoben, den Realitäten entfremdet, ohne
Fingerspitzengefühl und taktisch naiv.
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