(ots) - Es könnte alles so einfach sein: Da erschreckt ein
ganzes Land über den Sumpf aus Kindesmissbrauch, Schweigen und
Verdrängung, kümmert sich dann aber zügig um die Opfer, bestraft die
Täter und beruft sicherheitshalber noch einen
Missbrauchsbeauftragten, der künftige Fälle verhindert - und alles
ist wieder gut. Doch so läuft das nicht. Fast vier Jahre nach
Bekanntwerden der ersten Missbrauchsskandale in kirchlichen
Einrichtungen ist das Gezerre zwischen Bund, Ländern und Verbänden um
die Opferhilfe beschämend. Die schleppende Entwicklung von
Schutzstandards überall dort, wo Kinder und Jugendliche betreut
werden, ist bedenklich. In der Öffentlichkeit droht das ganze Thema
zudem immer wieder in der Versenkung zu verschwinden. Und die
Fallzahlen? Sie bleiben trotz jahrelanger Debatten und Anstrengungen
erschreckend hoch. Damit war leider zu rechnen. Es wäre naiv, auf
eine Sofortwirkung zu hoffen. Wer Missbrauch auf Dauer eindämmen
will, muss Tätern die Spielräume dicht machen und Kinder zu
selbstbewussten, sicher gebundenen Menschen reifen lassen. Die
Verantwortung dafür liegt nicht nur bei Polizei und Justiz, bei
Eltern und Erziehern. Sie liegt bei allen Erwachsenen. Jeder ist ein
Missbrauchsbeauftragter.
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