(ots) - Das Säurebad ist zu Ende, all die Kritik und Häme
der letzten Zeit. Peer Steinbrück ist daran nicht zerbrochen. Er
wirkt rauflustig, unverzagt. Das verdient Respekt, genauer gesagt:
seine Haltung. Nüchtern betrachtet kämpft er ja nicht so sehr für
sich, sondern für die SPD. Die Aussicht, Kanzler einer rot-grünen
Regierung zu werden, ist minimal. Die Chance, Merkels Mehrheit zu
vereiteln, ist aber da. Wenn es gelingt, ist die SPD im Spiel; mit
wem, das ist eine andere Frage. Ãœber seinen Stolperstart muss man
keine Worte verlieren. Er hat sich unter Wert verkauft. Aber jetzt,
auf der Schlussgeraden des Wahlkampfs, ruft der Kanzlerkandidat seine
Stärken ab: Kompetenz, Erfahrung, Wortwitz und Überzeugungskraft. Nun
ist es seine Partei, die Siegeswillen vermissen lässt. Deswegen ist
das TV-Duell so wichtig. Ein Erfolgserlebnis muss her, um sich
Respekt zu verschaffen, auch in seiner Partei. Sie war oft genug eine
Expertin für hoffnungslose Fälle, auf das Patent kommt es wieder an.
Steinbrücks Sofortprogramm ist nicht schlecht. Und die Aussicht auf
einen Kickstart kann beflügeln. Schauen wir es uns aber genau an: Die
Prioritäten liegen in der Innenpolitik, aber gerade hat die
Außenpolitik Konjunktur. Die SPD will die Steuern erhöhen, aber die
Staatseinnahmen sprudeln. Im Mittelpunkt des Programms steht der
Mindestlohn, aber es hat in Wahlkämpfen schon größere Schicksals- und
Streitfragen gegeben: die Nato-Nachrüstung, die Kosten der Einheit,
der Irak-Krieg. Natürlich ist der Mindestlohn nur ein Mosaikstein.
Das Gesamtkunstwerk lautet: Gerechtigkeitswahlkampf. Aber fängt es
auch die Gefühlslage im Land auf? Angela Merkel ist in der Tat eine
Meisterin des Ungefähren. Es gibt genug Beispiele dafür: die Kosten
der Euro-Rettung, der deutsche Einfluss auf die Syrien-Krise, der
Neuanfang nach der NSA-Affäre, die Pkw-Maut. Es war einmal ein
Kandidat mit einem guten Vorsatz: Klartext reden, das
Kontrastprogramm verkörpern. Das kann immer noch verfangen, gerade im
direkten Vergleich mit Merkel.
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