(ots) - KOMMENTAR zu PFLEGE
Ausgabe vom 14.08.2013 Es ist bezeichnend für unser Pflege- und
Gesundheitssystem, dass sich Krankenkassen und Heimbetreiber
insgeheim auf Kriterien für die Heimbeurteilung einigen. Ganz bitter
ist aber, dass die Kassen als Treuhänder der Beitragszahler nicht
einmal durchsetzen können, dass verbriefte Menschenrechte dabei
stärker zählen. Wenn das Vermeiden von Wundliegen, ausreichende
Flüssigkeitsversorgung oder der Verzicht auf das Fixieren keine
zentralen Kriterien für menschengerechte Behandlung Pflegebedürftiger
sind, was dann? Pflegekassen und Heimträger sollten in sich gehen und
ihre Prüfpunkte für die Güte von Heimen überarbeiten, bevor sie
veröffentlicht werden. Sonst kann sich der Medizinische Dienst der
Kassen die kaum aussagefähige Notengebung sparen. Das Geld wäre
sinnvoller eingesetzt, wenn es den Bewohnern zugute käme. Viel besser
wäre noch, wenn sich Kassen und Heimträger der von Transparency
International geschilderten immensen Probleme annähmen. Die Kritik
ist pauschal, aber die Mängel sind keine Einzelfälle. Wichtig wäre
etwa, Pflegekräften endlich die Möglichkeit einzuräumen, sich der
Bedürfnisse der ihnen Anvertrauten anzunehmen, statt ihnen
Verrichtungen aufzuzwängen, die sie nicht täglich brauchen. Das
System zwingt Pflegende, die vom Schema abweichen, zum Fingieren von
Abrechnungen. Wer den Pflegenotstand bekämpfen will, darf diesen
Gewissensnotstand nicht dulden.
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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