(ots) - Die ganz große Lösung für den Mainzer Hauptbahnhof
gibt es trotz Krisengipfel nicht. Das war auch nicht zu erwarten. Es
werden weiterhin Züge ausfallen, Pendler und Bahnbedienstete gehen
erneut ungewissen Tagen entgegen. Die Bahn ist von allen politischen
Lagern - Rot-Grün wie Schwarz-Gelb - seit der Reform von 1994 nicht
nur an den Rand der Arbeitsunfähigkeit getrieben worden, sondern -
das Beispiel Mainz zeigt es - sogar darüber hinaus. Zur Ehrenrettung
der Politiker muss man sagen, dass diese Entwicklung ursprünglich
gesellschaftlich getragen war: Große Teile der Wählerschaft
befürworteten das Abwickeln der alten Staatsbetriebe. Die Post hat
das leidlich überstanden, die Telekom nur teilweise, die Bahn nicht.
Und die Diskussion um die Zukunft der Wasserversorgung erscheint vor
diesem Hintergrund in ganz neuem Licht. Unternehmerisches Denken und
Konkurrenzdruck sind prinzipiell richtig. Aber: Wenn in der neuen
Welt tragende Teile der Infrastruktur wie etwa ein Bahnhof komplett
heruntergewirtschaftet werden können, muss jetzt sofort analysiert
werden, welche Kontrollmöglichkeiten die Politik als Treuhänder von
Bürgern und Wirtschaft künftig doch im direkten Zugriff behalten
sollte. Nicht nur in Mainz, auch an vielen anderen Orten hat sich
Deutschland durch blauäugige Deregulierung auf ein totes Gleis
manövriert. Genannt sei nur das Elend beim Ausbau schneller
Datenleitungen. So gesehen könnte die Mainzer Misere sogar etwas
Gutes haben, indem jetzt das Nachdenken darüber beginnt, was ein
Gemeinwesen wirklich zum Funktionieren braucht. Bloßes Vertrauen in
Fähigkeiten und Verantwortungsgefühl von Managern reicht jedenfalls
nicht aus.
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Florian Giezewski
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