(ots) - Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zumindest
sind eindeutig: Immer mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
haben einen Zweitjob. Soweit, so klar. Doch wie ist dieser Trend zu
bewerten? Wollen oder müssen die Betroffenen mehr arbeiten? Hat das
Bundesarbeitsministerium recht, wenn es behauptet, die Verdopplung
der Minijobs innerhalb von zehn Jahren sei Ausdruck einer gestiegenen
Konsumlust? Es mag sie geben, die konsumfreudigen Arbeitnehmer, die
voller Begeisterung einem erfüllenden Zweitjob nachgehen, um sich
Shopping-Träume zu erfüllen. Doch viele Anzeichen deuten darauf hin,
dass diese Gruppe sehr viel kleiner ist als jene, die auch nach
Feierabend weitermalocht, um über die Runden zu kommen. So sind die
Löhne in den letzten Jahren oft geringer gestiegen als die
Lebenshaltungskosten. Gleichzeitig hat das Gehaltsgefälle deutlich
zugenommen. Während etwa Facharbeiter in der Automobilbranche relativ
gut verdienen, breitet sich der Niedriglohnsektor anderswo rasch aus.
In der Bundesrepublik hat sich eine Kaste von Geringverdienern
herausgebildet. Auch das Argument der Regierung, dass es für
Wissenschaftler mittlerweile normal sei, mehrere Jobs anzunehmen,
kann nicht überzeugen. Denn Zweitjobs boomen vor allem in Branchen
wie dem Gastgewerbe oder dem Einzelhandel. Dass der Physikprofessor
abends kellnert, um seine Konsumlust befriedigen zu können, erscheint
dann doch zu abwegig.
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