(ots) - Der bundesweite Personalmangel auf den Stellwerken
der Bahn, der schon seit Tagen den Zugverkehr rund um den
Eisenbahnknotenpunkt Mainz weitgehend lahm legt, ist dramatischer als
bisher bekannt und berührt offenbar auch die Sicherheit des
Bahnverkehrs.
Das geht aus einem Schreiben des Gesamtbetriebsrats der DB Netz AG
an den Vorstand hervor, das den Zeitungen der WAZ-Gruppe vorliegt
(Dienstagausgabe). Nach einem Bericht der Zeitung stellen die
Betriebsräte darin einen Zusammenhang der prekären Personalsituation
mit einem Fast-Zusammenstoß zweier S-Bahnen in Mainz am 1. August
her.
In dem Schreiben heißt es: "Auch wenn die Ermittlungen...noch
nicht abgeschlossen sind und nach dem heutigen Stand davon auszugehen
ist, dass die beteiligten Fahrdienstleiter keine Schuld trifft,
bleibt festzustellen, dass wiederum nur zwei Fahrdienstleiter statt
drei und ein Zugmelder zum Zeitpunkt des Fast-Unfalls auf diesem hoch
belasteten Stellwerk Dienst taten". Die Arbeitnehmervertreter warnen:
Diese Situation sei "keine Ausnahme, sondern stellt den Regelfall
dar, von denen es täglich bundesweit viele andere gibt".
Am Nachmittag des 1. August war eine S-Bahn bei der Einfahrt in
den Mainzer Hauptbahnhof auf ein falsches Gleis geraten. Ein auf
diesem Gleis entgegenkommender S-Bahn-Zug konnte erst im letzten
Moment bremsen. Die Züge kamen in wenigen Zentimetern Abstand zum
Stehen. Die Staatsanwaltschaft und das Eisenbahnbundesamt ermitteln.
Die Personalräte hätten seit 28 Monaten die Unternehmensführung
auf die Mängel aufmerksam gemacht, ohne dass es zu einer Reaktion
gekommen wäre, heißt es in dem Brief an den Vorstand. Alleine im Jahr
2012 seien 60 000 Schichten wegen Personalmangels ausgefallen. Jeden
Tag könnten im Bereich von DB Netz 165 Schichten auf hochkomplexen
Stellwerken nicht besetzt werden.
"Die Situation im Fahrdienstleiterbereich ist aus unserer Sicht
heute schlimmer als noch vor einem Jahr - und da war sie schon
prekär", so der Gesamtbetriebsrat. Es sei "nicht weiter akzeptabel",
dass durch Überstunden, nicht gewährten Urlaub, nicht gewährte
Ruhezeiten und Ruhewochenenden die Belegschaft "gesundheitlich stark
belastet und überlastet" werde. Die Bahn müsse die
"Handlungssicherheit" wieder herstellen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion(at)waz.de