(ots) - Angesichts der Vorwürfe gegen die Heime der
Haasenburg GmbH in Brandenburg hat der Erziehungswissenschaftler
Werner Thole dafür plädiert, solche Einrichtungen generell zu
schließen. »Geschlossene Heime, Arrestanstalten und eine auf
Entmündigung setzende Pädagogik der Umerziehung gewaltbereiter Kinder
sind einer sich modern präsentierenden Gesellschaft unwürdig«,
schreibt der Professor von der Universität Kassel in einem
Gastbeitrag für die in Berlin erscheinende Tageszeitung »neues
deutschland« (Dienstagausgabe).
Thole kritisierte zugleich, dass in Heimen wie denen der
Haasenburg GmbH offenbar immer noch von der Prämisse ausgegangen
werde, »dass aggressives Verhalten und Verstöße gegen die als
allgemein üblich angesehenen Normen und Werte durch eine
handgestrickte Wenn-Dann-Pädagogik mittels Sanktionen, Regularien und
Ritualen, die das soziale Leben detailliert festlegen, Droh- und
Drillpraktiken, strenger Disziplin bis hin zu körperlichen
Disziplinierungen erzieherisch zu normalisieren«. Nach Ansicht Tholes
fehlten aber jedwede Belege, dass derartige Praktiken effizient und
effektiv sind. »Es existiert keine empirische Studie, die belastbar
belegt, dass sich Kinder und Jugendliche durch pädagogische
Interventionen des Zwangs nachhaltig von aggressiven, selbst- und
fremdzerstörerischen Orientierungen und Handlungen abbringen lassen.«
Dem Professor zufolge leben in Deutschland gegenwärtig 400 bis 500
Kinder und Jugendliche in geschlossenen Heimen, die sie nicht einmal
in Absprache mit ihren Eltern verlassen dürfen.
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