(ots) - Wählen gehen hierzulande offenbar nur noch die, die
auch wissen, warum sie es tun. Oder deutlicher gesagt, die aufgrund
ihrer Herkunft, ihres Status und ihrer Bildung verstehen, dass es für
sie von Vorteil ist, wenn die regieren, deren Positionen und Ziele
mit den eigenen übereinstimmen. Daran ist im Grunde nichts
Verwerfliches, denn sie nutzen damit ihr Recht auf Einfluss, das
ihnen eine Demokratie mit dem Wahlrecht garantiert. Wer nicht wählen
geht, vergibt umgekehrt also jede Chance, mitzubestimmen, was mit ihm
geschieht. Folglich darf sich am Ende auch niemand beschweren, wenn
etwas beschlossen wird, was ihm nicht passt. Für die Politik müsste
diese Entwicklung, auf den ersten Blick zumindest, eher positiv sein,
muss sie doch nicht mehr mit viel Aufwand denen hinterherlaufen, die
von der Sache ohnehin nichts verstehen und am Ende auch noch für die
stimmen, die am lautesten Zeter und Mordio schreien. Alles gut also?
Keine Gefahr für Staat, Gesellschaft und Demokratie, weil alles
unangefochten fest in der Hand der Guten und Klugen ist? Sicher
nicht, denn nur eine breite und konstante Teilnahme der Bürger am
politischen Leben legitimiert auf Dauer das Handeln der Politik. Wenn
am Ende nur noch ein kleiner, feiner Teil der Gesellschaft die
Geschicke bestimmt, dann erfüllt sich die simple aber unverzichtbare
Botschaft nicht mehr, die im Wort Demokratie steckt, nämlich ein
politisches System zu sein, bei dem das Volk als Ganzes die
wesentliche, nämlich die mitbestimmende Funktion einnimmt. Wer als
Politiker also seine Legitimation nicht verlieren will, darf nicht
aufhören, auch um die zu werben, die von ihm aus welchen Gründen auch
immer nichts wissen wollen.
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