PresseKat - WAZ: Die Integration nach Solingen. Kommentar von Walter Bau

WAZ: Die Integration nach Solingen. Kommentar von Walter Bau

ID: 879924

(ots) - Das Bild der ausgebrannten Ruine, in der fünf
türkische Mädchen und Frauen starben, wurde vor 20 Jahren zum
traurigen Symbol für Ausländerhass. "Solingen" stand fortan als
Chiffre für Fremdenfeindlichkeit. Doch hat der Brandanschlag, der die
Republik in Schockzustand versetzte, den deutschen Blick auf die
Zuwanderer verändert? Immerhin hat sich in der Politik die Erkenntnis
durchgesetzt, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist - Jahr für
Jahr wandern mehr Menschen zu als das Land verlassen. Und weil die
Deutschen immer weniger Kinder kriegen, wirbt die Bundesregierung
heute um gut ausgebildete Arbeitskräfte in Spanien oder Italien.
Allerdings: In beiden Fällen geht es allein um die Einsicht in
unabweisbare Fakten und um eine schiere wirtschaftliche Notwendigkeit
- echte Begeisterung für die gesellschaftliche und kulturelle
Bereicherung durch Zuwanderung spricht daraus nicht. Die
Bundeskanzlerin sagte gestern auf dem in der sechsten Auflage längst
in Routine erstarrten Integrationsgipfel, Deutschland müsse "ein
Integrationsland" sein und mahnte eine "geistige Offenheit" in der
Gesellschaft an. Wie das geschehen soll, sagte sie nicht. Es bleibt
dabei: Die Integration kommt in Deutschland nicht voran. Obwohl
inzwischen 16 Millionen Menschen aus Zuwandererfamilien hier wohnen,
herrscht mehr Nebeneinander als Miteinander. Und die Politik tut
alles, dass es so bleibt. Kleinkarierte Gesetze, etwa zum Doppelpass,
die Ausdruck eines überkommenen Verständnisses von Staatsbürgerschaft
sind, behindern die Integration, statt sie zu fördern. Gleiches gilt
für die vielen Migranten verweigerte Anerkennung ihres Schul- oder
Berufsabschlusses. Diese Diskriminierung setzt sich oft im Alltag
fort. Die vielzitierte "Willkommenskultur" - sie ist oft nicht mehr
als eine hohle Phrase. Kein Wunder also, dass die umworbenen




Fachkräfte ein Angebot aus England oder den USA vorziehen. Ja,
Deutschland ist ein Einwanderungsland. Aber Politik und Behörden
handeln beinahe so, als gebe es kein vereintes Europa, keine offenen
Grenzen, keine Globalisierung. Wir sind von Merkels Integrationsland
noch weit entfernt.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion(at)waz.de


Themen in dieser Pressemitteilung:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden  Schleswig-Holsteinische Beamtenbesoldung: Erneuter Protest gegen das geplante Besoldungsgesetz Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Integrationsgipfel/Ausländer: Zwei Sichtweisen, eine Regierung
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 28.05.2013 - 19:09 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 879924
Anzahl Zeichen: 2523

Kontakt-Informationen:
Stadt:

Essen



Kategorie:

Innenpolitik



Diese Pressemitteilung wurde bisher 0 mal aufgerufen.


Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"WAZ: Die Integration nach Solingen. Kommentar von Walter Bau"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).

WAZ: Laschet: Zuzugsstopp löst Integrationsprobleme nicht ...

Die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) nach einem Zuzugsstopp für Muslime zielt nach Einschätzung des früheren NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) in die falsche Richtung. "Ein Großteil unseres I ...

WAZ: Gymnasien haben kein Interesse an der Rückkehr zu G9 ...

Eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium wird es im Ruhrgebiet nicht geben. Dies ergab eine flächendeckende Umfrage der WAZ-Lokalredaktionen. Damit läuft der Schulversuch der rot-grünen Minderheitsregierung an Rhein und Ruhr ins Leere. An ...

Alle Meldungen von Westdeutsche Allgemeine Zeitung