(ots) - Gewaltige Erwartungen
Die Anforderungen an den neuen Papst sind ebenso hoch wie die
Erwartungen an das Oberhaupt der Katholiken. Einen jungen Pontifex
wünschen sich viele Christen, einen modernen, gebildeten,
weltläufigen Theologen, ökumenisch eingestellt und dazu ein
charismatischer Seelsorger. Erzbischof Robert Zollitsch und die
russische Regierung hoffen auf Kontinuität im Vatikan, andere dringen
auf Reformen der Kurie, die für manche Außenstehende wie ein riesiges
Freilichtmuseum voller älterer Männer wirkt. Kurz gesagt: Gesucht
wird ein Papst, der zugleich so viele hervorragende Eigenschaften
besitzt, dass sie kaum in nur einem Menschen vereint sein können.
Nach katholischem Verständnis ist der Papst nicht weniger als der
Stellvertreter Christi auf Erden, zugleich der Leiter der römischen
Kurie und Oberhaupt des Vatikanstaates. Mit diesen Funktionen ist
nicht allein Macht verbunden, sondern eine riesige Verantwortung.
Kein Wunder, dass so mancher neu gewählte Papst sein Amt als
ungeheure Last empfunden hat, die sich allein mit Gottes Hilfe
bewältigen lässt. Es gibt ebenso gute Gründe für einen Italiener als
Papst wie für einen Lateinamerikaner oder Afrikaner. Wer schon lange
in Rom heimisch ist, dem könnte es eher gelingen, die Kurie auf
Vordermann zu bringen - wer nicht aus Europa kommt, bringt den
frischeren Blick auf die Weltkirche mit. Doch nach wie vor gilt für
das Konklave: Der Geist weht, wo er will.
Christof Haverkamp
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