(ots) - Das Debakel um den neuen Berliner Flughafen ist eine
Blamage für unser Land. Was ein Prestigeprojekt sein sollte, ist zum
Spottobjekt geworden. Beschädigt ist auch das Vertrauen in
Deutschland als Standort für Spitzentechnologie. Die Konkurrenz in
Amerika oder Asien lacht sich schlapp über die Pannen-Preußen.
Mindestens zwei Milliarden Euro Mehrkosten kommen auf die
Steuerzahler zu. Unkalkulierbar ist der Imageschaden. "Arm, aber
sexy" - Berlins berühmtes Motto, kreiert von Klaus Wowereit - lautet
nun: arm und unfähig. "Wowi" ist nicht länger Berlins Gute-Laune-Bär.
Der Regierende Bürgermeister ist nur noch peinlich. Sollte er die
Bevölkerung getäuscht haben, als er die Airport-Eröffnung für dieses
Jahr ankündigte, ist sein Rücktritt unabwendbar.
Dass er nun den Vorsitz des Flughafen-Aufsichtsrats an Matthias
Platzeck abgibt, kann nur ein Witz sein. Brandenburgs
Ministerpräsident gehört wie Wowereit zu den Beteiligten und
Mitwissern und müsste selbst Konsequenzen ziehen. Noch betrachtet
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer das Trauerspiel wie ein
zynischer Zaungast von außen. Allerdings ist der Bund am
Pannenflughafen nicht unwesentlich beteiligt. Der zuständige Minister
darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen.
Leider reiht sich das Desaster in eine ganze Reihe von
gescheiterten Großprojekten ein: Elbphilharmonie in Hamburg,
Stuttgart "21", Duisburgs Museum Küppersmühle. Negative Beispiele,
aus denen Industrie und Politik für die Zukunft lernen können, wenn
sie es besser machen wollen. Großprojekte brauchen Transparenz und
eine umfassende Beteiligung der Bürger. Planfeststellungsverfahren
und Sachzwang hin oder her: Betroffene finden sich nicht mehr damit
ab, ein Projekt am Ende als "alternativlos" verkauft zu bekommen. Dem
tragen moderne Unternehmen wie der RWE-Konzern bereits Rechnung. Ohne
Bürgerbeteiligung soll kein Großprojekt mehr in Angriff genommen
werden. Eine gute Voraussetzung für eine Jahrhundertaufgabe, gegen
die der Flughafenbau eine Lappalie ist: die Energiewende.
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