(ots) - Man wird den Verdacht nicht los, dass beim Thema
Organspende das Pferd von hinten aufgezäumt wurde: Weil der Bedarf an
Spendeorganen so groß, die Spendebereitschaft aber dürftig ist,
werden seit dem vergangenen Jahr Krankenversicherte aufgefordert,
sich regelmäßig zu einer Organspende zu äußern. Die Absicht des neuen
Gesetzes ist klar: Es soll die Spendenbereitschaft in Deutschland
steigern. Doch die Rechnung geht nicht auf. Es fehlt das Vertrauen.
Zu viele Missstände wurden in den vergangenen Jahren unter den
Teppich gekehrt. Der Betrug am Klinikum Leipzig ist nur ein Fall,
vermutlich aber nicht der letzte. Ein vollständiger Überblick über
das Gebaren an Transplantationszentren steht noch aus. Die zum
Jahresende hin verschärften Kontrollen sind noch nicht abgeschlossen.
Konkrekt ist bereits der Schaden, den die Täuschungen der vergangenen
Jahre anrichten. Die neuen Werbekampagnen könnten wirkungslos
verpuffen, weil Spender nicht mehr an das lautere Vorgehen bei der
Organvergabe glauben. Und ohne dieses Zutrauen ist bei diesem Thema
kein Stich zu machen. Deshalb reicht es auch nicht aus, die
systematische Trickserei von Leipzig zur Fehlleistung einzelner Ärzte
zu erklären. Die Defizite im Organspendewesen gehen über das
Persönliche hinaus. Sie liegen im System. In Deutschland gibt es zu
viele Transplantationszentren, die um ihre Auslastung kämpfen. Das
verführt nicht nur zu strafbarem Verhalten, um auf einem
wirtschaftlich lukrativen Feld einen Vorteil zu erringen, das
erschwert auch Kontrollen. Ohne Nachbesserungen an diesen Stellen
kehrt Vertrauen nicht zurück.
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Lothar Tolks
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