(ots) - Wie viel Rente werde ich später noch bekommen? Wer
kümmert sich um mich im Alter? Muss ich bald in die Stadt ziehen,
weil mein Dorf verödet? Zugegeben, beim demografischen Wandel handelt
es sich um einen sehr abstrakten Begriff. Doch dieser Wandel hat
immense Folgen für jeden. Die Bevölkerung schrumpft, und die Bürger
werden älter. Es gibt immer weniger Arbeitnehmer, die später die
Renten schultern müssen. Die Wirtschaftsleistung könnte sinken, weil
Fachkräfte fehlen, die Erwerbstätigen älter und womöglich weniger
leistungsfähig werden. Ganze Landstriche drohen auszubluten, weil es
die Menschen in die Städte zieht. In der Provinz wird der Erhalt der
Infrastruktur immer schwerer. Immobilien verlieren dort an Wert.
Diese Beispiele zeigen, wie überfällig es war, dass sich die
Regierung des Themas angenommen hat. Doch von dem heutigen
Demografiegipfel wird man, abgesehen von schönen Bildern und
Absichtserklärungen, nicht viel erwarten können. Das liegt auch an
der Demografiestrategie der Regierung. Dort hat sie alle Programme,
Projekte und Ideen zusammengeschrieben, die die Folgen des Wandels
irgendwie abmildern sollen. Freilich geht manches in die richtige
Richtung, etwa die bessere Kinderbetreuung und Förderung flexibler
Arbeitszeiten für Frauen. Ob sie deswegen mehr Kinder bekommen, steht
in den Sternen. Dem Konzept fehlt aber die große Strategie. Über
allem schwebt auch die Frage, wie viele Menschen später in
Deutschland tatsächlich leben sollen. Es ist ein gewaltiger
Unterschied, ob es 65 oder 80 Millionen sind. Wenn die
Bevölkerungszahl deutlich schrumpft, dann wird es auch nicht möglich
sein, für gleichwertige Lebensbedingungen in der Stadt und auf dem
Land zu sorgen. Auch das gehört zur Wahrheit. Insofern haben
Demografieexperten recht: Wir müssen lernen, das Schrumpfen zu
organisieren. Davon ist man heute weit entfernt. Auf dem Gipfel geht
es um die Einsetzung von Arbeitsgruppen, die bis zum Frühjahr
Ergebnisse liefern sollen. Ob diese umgesetzt werden, darf man
bezweifeln. Denn dann geht es in den Wahlkampf.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion(at)waz.de