(ots) - Wenn die zum Glück abklingende Magen-Darm-Epidemie
etwas Gutes gehabt hat, dann dies: Die Debatte um den Wert des
Schulessens in Deutschland wird endlich ernsthaft geführt. Frisch auf
den Tisch? In vielen Schulen und Kitas ist das nur selten der Fall.
Es herrscht Eintönigkeit auf den Tellern. Kaum einer wird mitbekommen
haben, dass noch bis Ende Oktober die "Tage der Schulverpflegung" in
Deutschland sind, die das Ernährungsministerium kräftig unterstützt.
Es geht um Werbung für gutes Essen, darum, wie es für die Schüler und
Schülerinnen verbessert werden kann. Dass dies dringend notwendig
ist, hat die Krankheitswelle offenbart. Anspruch und Wirklichkeit
klaffen in der Schul- oder Kita-Kantine häufig auseinander. Das Essen
soll gesund sein, gut schmecken, möglichst frisch gekocht werden und
am besten noch aus Bio-Lebensmitteln bestehen. Nur teuer darf es
nicht sein. Nach Abzug aller Kosten bleiben laut einer Studie pro
Schüler maximal 1,50 Euro übrig für ein angeblich vernünftiges
Mittagessen. Glaubt ein verantwortlicher Politiker, glauben auch die
Eltern wirklich, mit einer solchen Marge ist eine ausgewogene
Ernährung zu finanzieren? Auf gar keinen Fall. Die Politik kritisiert
gerne die Billig-Kultur der Deutschen beim Lebensmitteleinkauf, sie
warnt vor Dickmachern und Bewegungsmangel bei Kindern. Und sie will
den Markt regionaler Lebensmittel weiter stärken. Alles prima und
richtig. Doch dort, wo die Grundlagen für künftiges
Ernährungsverhalten und für einen gesunden Lebensstil gelegt werden,
bestimmen beschämend niedrige Subventionen und damit auch
Kalkulationen den Alltag am Mittagstisch. Wegen des enormen
Preisdrucks entscheiden sich viele Einrichtungen eben für den
billigsten Anbieter - und der serviert nicht zwangsläufig das beste
Essen. Wer will den Schulträgern das verdenken, wenn in der Kasse
Ebbe herrscht? Hinzu kommt, dass der Trend zur Ganztagsschule in
Deutschland ungebrochen ist. Sie sind per Gesetz dazu verpflichtet,
ihren Schülern jeden Tag ein warmes Mittagessen anzubieten. Doch oft
fehlen Räumlichkeiten, Ausrüstung, qualifiziertes Personal, damit
sich Schulen oder Kitas überhaupt selbst versorgen können. Jedes Kind
hat aber ein Recht auf gesunde Ernährung, und zwar unabhängig von
seiner sozialen Herkunft. Dem muss gerade die Schule Rechnung tragen
können. Jeder Euro, der dafür ausgegeben wird, fördert zudem ein
Essverhalten, das die Gesundheit stärkt und damit auch im Interesse
der Gesellschaft liegt. Ein Schulessen muss daher dem Staat endlich
mehr wert sein als ein paar lapidare Euro. Nicht der Preis, sondern
die Qualität muss der Maßstab aller Dinge sein. Auch wenn's teurer
wird.
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