(ots) - Darauf muss man auch erst einmal kommen: Der Staat
investiert Steuergeld, damit Ärzte ihre Patienten besser beschwatzen
können, von zweifelhaften medizinischen Zusatzleistungen Gebrauch zu
machen. Denn, so das Wirtschaftsministerium, auch der Mediziner müsse
sich am Markt behaupten. Gesundheit nur als schnöde Ware? Selbst
Ärztevertreter fühlen sich bei diesem Gedanken unbehaglich. Der
ehemalige Bundesärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe zum Beispiel hatte
sich gegen die "Ökonomisierung" der Medizin ausdrücklich gewehrt.
Genauso warnte er seine Zunft davor, im Patienten einen "Kunden" zu
sehen. Ähnlich äußerte sich am Montag Hoppes Nachfolger Frank Ulrich
Montgomery. Nur gebracht hat das offenbar wenig. Das Geschäft mit den
Igel-Leistungen gedeiht jedenfalls prächtig. Da Patienten in aller
Regel nicht einschätzen können, ob eine Extra-Vorsorgeuntersuchung
für sie sinnvoll ist oder nicht, kommt dem Arzt eine enorme
Verantwortung bei der Beratung zu. Viele Mediziner nehmen sie auch
wahr. Für nicht wenige reduziert sich diese Verantwortung aber
offenbar auf den eigenen Geldbeutel. Und dann ist in aller Regel
klar, wie die Sache ausgeht: Im Zweifel wird sich der Patient für
eine zusätzliche Leistung entscheiden. Egal, ob nutzbringend oder
nicht. Denn die Gesundheit ist den allermeisten lieb und teuer. Dass
mancher Patient dabei auch noch das falsche Gefühl vermittelt
bekommt, die gesetzlichen Kassenleistungen stellten nur noch eine Art
Notversorgung dar, ist schon schlimm genug. Dass die Regierung diese
Denkweise allerdings noch finanziell fördert, schlägt dem Fass den
Boden aus. Höchste Zeit, diese unsinnige Praxis zu beenden.
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